August Heinrich Cramer an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner Herr Doktor,
Hochgeehrtester Herr Capellmeister!

Vor 3 Monaten erhielt ich durch Ihren Herrn Bruder¹ hierselbst die Nachricht, daß zu meinem großen Leidwesen mein Sohn nicht mit dem gehörigen Fleiße sein Studium bei Ihnen betreibe; ich habe in dieser Hinsicht, wie Ihnen bekannt ist, ernstliche Ermahnungen zum Fleiße angewandt und ihm aufgegeben Ihren Aufforderungen zu den fleißigen Fortsetzungen des Violinspielens pünktlich nachzukommen; ich schmeichele mir, daß Ihre Anmahnungen ihm nachher nützlich geworden sind.
Um nun Gewißheit darüber zu haben, ob mein August auch gewiß fleißig gewesen und solche Fortschritte gemacht hat, daß ich hoffen darf, er wird meinen Wünschen als ein tüchtiger Violinspieler auftreten zu können, bald entsprechen, bitte ich: Sie wollen gefälligst mich mit Nachricht versehen, wie weit er in seiner Ausbildung vorgeschritten ist, denn ich wünsche, sehr, daß ich in der Zukunft mich dahin äußern kann, daß er nur Ihrer nützlichen Anweisung seinen angenehme Fertigkeit im Violinspiele zu verdanken habe. Erfreuen Sie mich bald möglichst mit einer Antwort und versichern Sie sich meiner beständigen Hochachtung. Unter vielen Empfehlungen von meiner Frau an Sie und die lieben Ihrigen empfehle ich mich Ihnen

bestens.
CramerBr.²

Brschw. d 17^t Jul.
1835.