Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Kleinwächter,L.:26

[...] auch Schüler sind, bei Aufführung solcher Werke conditio sine qua non ist. Ich glaube es ward durch unserelk Mühen vorher in den – wöchentlich 3-4 mal – abgehaltnen Orchesterübungen daran studirt. Die Production war – was das mechanische anbetrifft – tadellos, den Geist vermisste ich aber doch in manchen Stellen, welche Schüler troz aller Bemühung der eifrigsten Lehrer nimmer unschülerhaft spielen wissen, soviel sie dieselben nicht fassen kkönnen. Hieher z.B. das wurdevolle Solo des Violoncells im 2ten Satze u. dgl. mehr. Die Aufführung des ganzen Werkes in geistiger Hinsicht, soweit ein Werk des Dirigenten ist, war recht gut, so wenig W.1 seiner psychischen Richtung nach geeignet ist, Ihre Schöpfungen zu durchdringen, so hindert ihn doch die vieljährige musicalische Erfahrung und Routine vor gänzlichem Vergreifen, was in andern Händen, z.B. unsers empfind- und geistlosen Triebensee nur allzuleicht Platz gegriffen hätte. Ein leidiger Grundfehler aller Productionen unsers Conservatoriums, den Sie selbst kennen lernten, verdarb aber auch hier ein Bedeutendes der Production. Es ist dieß das widerliche Uibertreiben im Tempo. Weber hatte die Tempi vor dem Eindtudiren genau nach dem Metronom bemessen; und in den ersten Proben – denen ich beiwohnte – war das Zeitmaß ganz gut und gehörig. Allein durch das gewohnte Eilen ward bei jeder Probe ein Grad von Geschwindigkeit ohne es selbst zu wissen zugegeben, und als ich nach einiger Zeit wieder in eine Probe kam, fand ich den ersten und dritten Satz im Tempo sehr übertrieben. Troz allem ergebenen Gegenrede war W. vom Tempo nicht abzubringen, und behauptete steif und fest, seine Production stimme mit dem Metronom überein – die Complicirungen der Naturlaute so wie überhaupt der gewöhntlich idyllische Character des Ganzen mußten natürlich im ersten Satze ungemein leiden. Der 3te Satz vertrüge meiner Ansicht nach, wohl noch eher ein Uiberfeuer im Marsche; allein die Deutlichkeit in den Figurationen der steigenden Triolen – der Blechinstrumente mußte nothwendig in vielen Stücken verloren gehen. Der Effect der Production auf das ganze Publicum war so, wie es zu aller Zeit mit ernsten Kunstwerken geht, wenn sie vor das grand public oder vor den Plebs gebracht werden. Der Beifall war wohl allgemein, aber nicht enthusiastisch, und offen gesprochen kommen bei Ihren Werken auf einen der sie versteht, immer wenigstens 49 die ganz plump und täppisch hören ohne zu wissen, wie was und warum. Der musikverständige Theil war, wie sich von selbst versteht, entzückt, das Häuflein Spohrianer gerieth in den 3ten Himmel, das rude pecus2 der übrigen hörte, und hatte gehört. Auf mich machte dieses Werk einen unbeschreiblich angenehmen Eindruck. Durch Clavierauszug und Partitur, und durch öfteres Anhören in den Proben vorbereitet3 hatte ich Zeit dem Genius mehr ins Einzeln zu folgen und zu schwelgen in den himmlischen Verschlingen der Harmonie und Melodie. Es ist alles so schön empfunden, so warm und üppig strömend wieder gegeben, und zugleich so männlich ernst und edel! Der erste Satz, das contrapunctirte Ende des 3ten Satzes, und der ganze letzte Satz sind insbesondere meine großen Lieblinge; das copuliren der tiefgelegten Clarinette mit dem Cello gegen die Pizzicato‘s der übrigen Streicher macht einen unendlichen schauerlichen Eindruck, insbesondere bei der schönen, wunderschönen Harmoniesirung des als cantus firmus unterlegten Chorales. Die musicalischen Malereien kann ich sonst durchaus nicht leiden; allein die Art und Weise, wie im ersten Satze die Malerei dem eigentlichen Tonstücke eingewebt ist, das sonder Schönheit noch Kunstgerechtigkeit leiden; sondern beide nur erhöht werden, machen diesen Satz gerade darum so schön und lieb. Nennen Sie mich nicht zudringlich und naiv albern, wenn ich mir die Frage erlaube, warum gerade dem 3ten Satz, namentlich in seinem Mittelteile vor der Wiederholung des Marsches viel länger als die übrigen angelegt ist? Ich habe darüber schon sehr vieles mit manchen Leuten gesprochen, und es würde mich ungemein interessiren, aus dem authentischen Munde selbst einiges Detail über die Idee zu vernehmen, welche durch die 3 Hauptmotive dieses verschlungenen Theiles – zwischen den beiden Kriegsmusicen – verkörpert werden sollen. Von Recensionen über diese Symphonie ist mir noch keine zu Gesichte gekommen, wie ich sie wünsche, die Leute schreieben fort, und legen dadurch nur an den Tag, dz4 sie selbst nicht wissen, wie und wo das Ding recht anzupacken. Eine Ausnahme macht aber in dieser Hinsicht der von Seyfried in der leipziger musikalischen Zeitung erschienenen Beurtheilung5, nur finde ich sie zu kalt und zu berechnend, als dz sie mir aus Grund des Herzens zusagen könnte. Was nach der Production hier in Prag in einem Wochenblatte – Bohemia6 gehießen – darüber erschien ist dumme Schmiererei, die zwar lebt, aber nichts als was sich von selbst versteht, und so ein Lob ist alberner, wie Tadel. Von wem diese Weisheit herstamme, weiß ich nicht, der ordinaire Recensent, Anton Müller – Prof. der Aesthetik an unserer Hochschule – war es nicht, er schwieg für dießmal weislich, wahrscheinlich weil er das dunkel fühlte, was wir andern wissen, dz er nämlich derlei Musik nichts versteht.
Ihre Jessonda ist auch von der neuen Theaterdirection des Herrn Stoeger wieder aufs Repertoir gebracht worden und wird fleißig, nur immer bei vollem Hause gegeben.7 Der Beifall bleibt sich gleich, namentlich im zweiten Acte – troz dem dz einige weise Critiker finden wollen, es sei zu viel dreitheiliger Tact darin – der ungemein gefällt, das Blumenduett muß immer wiederholt werden. Die Besetzung ist von Seiten der Damen dieselbe wie vorher, und mein Ihnen damals geschriebenes Urtheil8 bleibt dasselbe, vielmehr hat sich eine Ansicht sehr bestätigt, dz nemlich Dlle Lutzer troz aller Vorzüge einer sehr guten Theatersängerin Ihre Musik mir nie nach Sinn singt, weil – wenigstens wir mir dünckt – Ihren Gesane alle Seelentiefe und immer Empfindung abgeht; eine Frucht unserer modernen Italiäner und Franzosen. Den Nadori gibt itzt unser erster Tenor Herr Demmer. Seine Stimme ist – wie er selbst – nicht mehr jugendlich – doch noch immer sehr ausgiebig und in den besten Lagen auch recht angenehm. Nur ist der Herr blutwenig musicalisch, tanzt darum in teutscher Musik etwas unsicher auf dem Seile. Meiner Ansicht nach ist er alles eher als Nadoi, in den Eintritten ist er durchaus unsicher, bei schwierigen Harmonischen Folgen läßt er im Emselmble oft Stellen aus, und die ganze Aufführung zeig, dz er sich selbst durchaus auf diesem Terrain nicht zu Rechte findet. Uiberdieß trägt er einen auf gut Ungarisch cultivirten Schnurbart, der einem jüngern Braminen ganz ungeheuer widerlich läßt. Ist die Rolle des Nadori itzt in schlechten Händen – wie erster, so gewinnt dagegen nunmehr die Oper ungemein durch Herrn Pöck der den Tristan vorzüglich sing. Ich halte diese Parthie für seine beste Rolle, seine wunderschöne, vollangenehm tönende Stimme wirkt und dominirt in aller Kraft über die üppig blühende Instrumentalmasse, und er singt die Sache, wie man sieht, mit wahrhafter Liebe und mit warmem Interesse. Ich glaube nicht, dz Teutschland viel bessere Stimmen aufzu weisen im Stande sein wird. Unterdessen dürften wir ihn nicht lange mehr genießen; dem Vernehmen nach ist er nach Berlin engagirt. Die Rolle des Dandau gibt Herr Strakaty, eigentlich liegt ihm die Parthie wohl etwas tief; allein bei seiner Stimme von jugendlicher Kraft, bei seinem Fleiße, und musicalischen
Kenntniß verdirbt er wenigstens nichts, wenn er nicht excellirt. Herr Podhorsky der sonst den Tristan radebrechen mußte, ist itzt nach Gebühr zum Pedro Lopez degradirt, wo er allenfalls noch tolerirt werden mag, ohnehin ist er ein cidevant9 Tenor. Mit der Leistung des Orchesters und der Chöre kann man im Allgemeinen zufrieden sein, doch ist letzterer etwas schwach besetzt, und ersteres leidet bei mancher Production an einer vom Capellmeister ausgehenden Lethargie und Schläfrigkeit auch stimmen die Bläser, insbesondere die Piccoli nicht immer rein. Leider muß ich Ihnen noch etwas über die Art und Weise, Ihre Oper aufzuführen mittheilen10, was Ihnen nicht sehr angenehm sein wird. Trösten Sie sich damit, dz Sie nicht der Einzige sind, dem es so ergeht, es ist derlei Unsinn hier an der Tagesordnung. Ich meine nemlich die, schon mit Ihnen besprochene, Freiheit, Kunstwerke nach belieben zu courtiren wie Schwänze von englischen Rossen. Wer eigentlich unmittelbar daran Schuld ist, weiß ich nicht, wahrscheinlich ein alberner Regisseur11 der Oper, der – soviel man sagt – mit dem Capellmeister macht was er will, indem dieser seine sonst doch12 sehr grobe Stimme im Capitel verloren hat und alles gehen lassen muß, wie es geht. Ich versichere Sie, sz mir die Galle über derlei Vandalischen Barbarismus das Blut ins Gesicht jagte, als ich zum erstenmal diesen Gräuel ansehen muszte. Doch hören, und urtheilen Sie selbst! In der Introduction bleibt ds13 Allegretto 6/8 a moll „Seele des Gatten“ ganz weg; auf den Cdur Akkord des vorstehenden Allegro folgt sogleich das Andante maestoso, „Lasst uns Brama“ u.s.w. In dem nun folgenden Duette zwischen Nadori und Dandau wird das Larghetto nur bis ans Ende des ersten Theiles [Nbs.] gemacht, darauf kömmt gleich das Allegro, dem es nicht besser geht, denn auch hier bleibt der Mittelsatz weg, und an den ersten Theil wird gleich der Schluß des zweiten gehängt, und damit höchst künstlerisch schon gewendet. Nun geht es ohne Amputation fort bis zum Finale des ersten Actes. Von dem Schluße des Dreigesanges: [Nbs] geht wenn sich der lyrische Sprung gleich dorthin wo dasselb mit dem Texte14: „Umgewandelt ist mein Wesen“ wiederkehrt und auf den Gdur Schluß oben erwähnten Stelle kömmt dann gleich der Lauf – wenn ich nicht irre der Flöten – [Nbs] den dann Nadori imitirend mit den angeführten Worten aufnimmt. Im 2ten Acte wird man dem Eintritte der D Trompete [Nbs] gleich mit Auslaszung dieses Instrumental-Stückes und das darauf folgenden Chores in Bdur 6/8 für Männer-Stimmen: „Herrlich ist es“ - gleich auf den Waffentanz überhaupt. Der Waffentanz wird aber mit Auslassung des Chores: „Edles los der Krieger“ blos von Insstrumenten vorgetragen und dazu gleich getanzt. Nun kömmt aber die Krone des Ganzen! der hochweise Herr Balletmeister – wahrscheinlich das Haupt und Centrum einer Operproduction – hat einen Schwerdt- und Schildtanz dazu arrangirt, wozu die Schwerdt- und Schildschläge taktmäszig eintreten sollen, ohngefähr so wie die Drescher auf der Tenne. Weil aber das Sängerpersonale nicht sogeschwind mit dem Herum-Springen, Herumdrehen und Aneinanderschlagen fertig werden konnte, als Ihr Metronom anzeigt, so musz sich Ihr Waffentanz schon beginnen anstatt eines richtigen ₵ einen schwerfälligen 4/4 noch einmal so langsam anzuziehen, was eine ganz schauerliche Wirkung, wenigstens für die Tänzer noch nicht ganz erreicht, die – wie man sagt – bei der ersten Production einem der Tänzer in der Hast ein Vorderzahn eingeschlagen worden sein soll. Unser musikunverständiges Publikum applaudirt nicht desto weniger wacker darauf los, ruft ds Sängerpersonale hervor, und nimmt die verzerrte Musik als unbemerkte Dareingabe mit. Auch unser stereotyper Rezensent scheint davon nichts zu wissen, oder ignorirt es vielleicht aus Rücksicht für die schönen Beine unserer Tänzerinnen, die – wundersam genug – in ganz kurzgeschürzten Röckchen, wie ein Deus ex machina im portugiesischen Heere erscheinen. Nach diesem ästhetischen Hochgenuße hat man wieder einige Ruhe bis zur Arie des Nadori, wo wieder der Mittelsatz wegbleibt und gleich auf den Schluß des ersten Theiles: [Nbs] u.s.w. das Ende der Arie folgt. In dem darauf folgenden Duette zwischen Nadori und Amazilli blickt ein Allegro wieder der Mittelsatz weg; das [Nbs] kömmt nun einmal, statt zweimal, und mit Extrapost geht es nun zum Schluß. Nun ist wieder Original Spohr bis zu dem Chor der Bajaderen und Braminen im 3ten Acte: „Wollet Götter uns erhören“. Am Ende dieses Satzes – mit dem harten Dreiklange auf E der in ds folgende Allegretto 6/8 amoll: Aufgewacht! Schläfer des Thales – einleiten soll – geschieht gleich ein Salto mortale über alle die wunderschönen Chöre und man ist plötzlich per Eilwagen dort angelangt wo Dandau gleichfalls auf Grundlage des Edur Dreiklanges mit der kleinen Septime15 singt: [Nbs.] aus dem darauf folgenden Piece wird ein halbes Presto und man ist im Nu bei der zweiten Arie der Jessonda. Hier bleibt wieder vom Allegro der ganze erste Theil weg, und nach dem Adagio kommt ein groszes: Vide bis dorthin, wo sie zum zweitenmal singen sollte: [Nbs.] Nach diesem herzlosen Zerreiszen geht nun die Oper ungestört fort bis ans Ende und man verläszt das Theater unschlüßig ob man sich über das Gehörte mehr freuen, oder über den Verlust des Weggelassenen und die daraus nothwendige Störung des Ganzen mehr ärgen soll. Warum all dieser Unsinn vorgegeben wird, weiß ich bei Gott nicht, Zeitersparniß wäre lächerlich, denn man gewinnt damit keine halbe Stunde, und wer auf die Weise Zeit ersparen will, mag früher nach Hause gehen, oder ganz wegbleiben. Ich weiß keinen Grund, als alberne geist- und grundlose Manie al allem schnitzen und stutzen zu wollen, herbeigeführt vielleicht durch die itzige Compositionsweise der modernen Autoren, bei deren Werken freilich nicht daran gelegen ist, ob man viel oder wenig ausläßt, ob man sie von vorne nach hinten, oder umgekehrt spielt. Dasz man aber mit scher Arbeit auch so verfährt ist mehr als unvernünftig, und wenn ich nicht wüßte dz dadurch nichts geholfen wird, so hätte ich selbst schon längst16 in irgend einem öffentlichen Blatte darüber satyrisirt. Wollen Sie vielleicht selbst von diesen Mittheilungen Gebrauch machen, so steht dieß Ihnen unbedingt frei, nur bitte ich, meinen Namen zu verschweigen. Für die Wahrheit der Daten bürge ich mit meiner Ehre. Das Abzwicken oder vielmehr Herausreißen der Mittelsätze ist mir ganz furchtbar zuwider, ds Tonstück wird immer zum Kopf der unmittelbar auf den Beinen sitzt, ohne dz ein Leib vorhanden.17 Wer Ihre Arbeiten nicht kennen würde, und in die Oper käme, der müszte sich – bei nur einigermassen gebildeter Musikgabe – sehr wundern über die unlogische Form der Arien und Duette u. dgl. die er hier zu hören kriegt.
Auf das Unangenehme muß ich aber doch noch etwas freundliches referiren. Ein Dilettant – ebenfals Jurist, er practicirt am hiesigen Magistrate – hat durch einige Arbeiten ein sehr sprechendes musicalisches Talent an den Tag gelegt. Namentlich sind es 2 Quintette für Streichinstrumente mit zwei Celli ganz im Onslow‘schen Geiste gehalten, welche wirklich sehr brav und fast genial angelegt und aus geführt sind. Mit fließender Melodie verbindet er eine freie, noble Harmonisirung, und scheint noch sehr tüchtiges leisten zu wollen, namentlich da er noch nicht alt – circa 30 Jahre – ist. Schade dz seine amtliche und sonstige Stellung es ihm unmöglich macht, seine Kraftstunden der Tonkunst zuzuwenden. Sein Name ist Veit, ds erste dieser Quintetten für Pixis in seinen Adventquartetten gegeben, und zwar zu allgemeinem Beifalle.18 Es wird dieß, wie ich glaube itzt in Leipzig gestochen werden. Die Leistungen sind um so rühmlicher als er ohne fremde Unterricht im Satze nur durch eigenes Studium von Theorien und Partituren sich zu diesem Standpunckte aufschwang. Nächstens soll ich eine kleine Cantate von ihm hören. Mein eigenes musicalisches Treiben ist noch immer sehr spärlich. Die Supplirung der Professur, die noch nicht besetzt ist, nimmt fast alle Zeit in Anspruch; jedoch bin ich doch nicht so sehr angestrengt wie im vorigen Jahre, und habe wenigstens einige Kleinigkeiten im Verlaufe des heurigen Jahres componiren können. Ihre überaus gütige und nachsichtige Beurtheilung meiner Motette hat mich innigst gefreut und ermuntert, könnte ich nur recht bald wieder eine gröszere und bessere Arbeit Ihner schonenden Beurtheilung vorlegen! Mitfolgend erhalten Sie ein Exemplar des Berichtes für das Jahr 183419 von unserm Verein für Kirchenmusik. Hauptmann von Ritterberg – der Geschäftsleiter dieser Anstalt, ersuchte mich, denselben Ihnen, als einem so gefeierten Ehrenmitgliede zu übermachen. Die Fortschritte dieses Institutes werden sie aus dem Berichte selbst entnehmen. Schließlich, nebst der Bitte, mein allzulanges Geschreibsel zu vergeben, nur noch die Frage, wie es denn kommt, dz Ihre letzten Vocalquartette immer noch nicht im Stich erscheinen? Unsere Sänger sehnen sich schon gewaltig nach denselben. Ich würde mich auch schon sehr freuen sie zu hören. Indem ich die herzlichste Empfehlung meines Wartens mit dem meinigen vereinige, bleibe ich stets mit unveränderlicher Innigkeit

Ihr Louis Kleinwächter

Meinen herzlichsten Wunsch auf die Reise – Gute Unterhaltung und beste Wirkung der Seebäder!



Aus Kleinwächters Reisewünschen im Postscriptum ergibt sich, dass er offensichtlich auf Spohrs Mitteilung, er beabsichtige eine Bäderreise im Schlussteil des Briefs an Kleinwächter, 16.05.1835 antwortet. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Kleinwächter an Spohr, 09.09.1835.
Die Nummerierung der drei erhaltenen Briefbögen „II.“, „III.“ und „IV.“ sprechen dafür, dass der vollständige Bogen „I.“ mit ebenfalls vier Seiten verloren ging. Dadurch fehlt nicht nur großer ein Teil des Texts, sondern auch das Datum.
Da es sich beim Vorbrief um die Subskriptionseinladung für den Klavierauszug zu Spohrs Oratorium Des Heilands letzte Stunden handelt, dürfte Kleinwächter im Anfangsteil vermutlich auf Spohrs eingehen, in Prag um Subskribenten für zu werben. Auf den verschollenen Briefteil dürfte sich auch eine Formulierung in Kleinwächters Folgebrief beziehen: „Wie sich schon in meinem letzten Schreiben angab, glaubte ich nicht gegen Ihr Interesse zu handeln, wenn ich Subcollectanten aufnahm [...]“.
Da Kleinwächter sich auf einen Artikel bezieht, der in der Allgemeine musikalische Zeitung vom 15.07.1835 erschien (vgl. Anm. ), entstand dieser Brief offensichtlich frühestens nachdem diese in Leipzig gedruckte Publikation in Prag eingetroffen war. Einen Postweg von wenigstens zwei Tagen vorausgesetzt entstand dieser Brief wohl ab dem 17.07.1835.

[1] Dionys Weber.

[2] „rude pecus“ (lat.) = „dummes Rindvieh“.

[3] „vorbereitet“ über der Zeile eingefügt.

[4] Abkürzung für „dasz“.

[5] [Ignaz von Seyfried], „Prag“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 37 (1835), Sp. 462-465 und 534f., hier Sp. 463f.

[6] „Telegraph von Prag“, in: Bohemia 03.04.1835, nicht paginiert.

[7] Vgl. „Theaterbericht vom 23. Jänner“, in: ebd. 25.01.1835, nicht paginiert; „Theaterbericht vom 11. April“, ebd., 17.04.1835, nicht paginiert; Theaterbericht vom 15. Mai“, in: ebd. 17.05.1835, nicht paginiert; Theaterbericht vom 23. und 24. Mai“, in: ebd. 26.05.1835, nicht paginiert.

[8] Kleinwächter an Spohr, 06.08.1834.

[9]cidevant, fr. (spr. ßidewanah) ehemals, vormals, weiland“ (Friedrich Erdmann Petri, Gedrängtes Deutschungs-Wörterbuch der unsre Schrift- und Umgangs-Sprache, selten oder öfter, entstellenden fremden Ausdrücke zu deren Verstehen und Vermeiden, 3. Aufl., Dresden 1817, S. 89).

[10] Zwischen „mit“ und „theilen“ zwei Buchstaben („zu“?) gestrichen.

[11] Vermutlich J. Frey (vgl. „Das neue Prager Theater“, in: Allgemeine Theater-Chronik 3 (1834), S. 416; Das Prager Theater bei Fackelbeleuchtung. Aus den Papieren eines quieszirten Beleuchtungsinspectors, Leipzig 1845, S. 3 und 49).

[12] „doch“ über der Zeile eingefügt.

[13] Sic!

[14] „Mit dem Texte“ über der Zeile eingefügt.

[15] „mit der kleinen Septime“ über der Zeile eingefügt.

[16] „längst“ über der Zeile eingefügt.

[17] Hier ein Wort gestrichen.

[18] Vgl. [Anton] M[üller], „[Unserem Versprechen gemäß beeilen wir uns]“, in: Bohemia 22.03.1835, nicht paginiert.

[19] Noch nicht ermittelt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.08.2021).