Autograf: North Western University Evanston (US-Eu), Sign. Collection of music-related autographs Box 10 Folder .S6

Sr. Hochwohlgeb
dem Herrn Hofrath
Rochlitz
in
Leipzig


Cassel den 13ten Mai
1835.

Geehrtester Herr nd1 Freund,

Ich verzögerte die Antwort auf Ihr vorletztes geehrtes Schreiben, um Ihnen gleich das Bestimmteste über die Pfingst-Aufführung des Oratoriums, zu der ich des Prinz-Regenten Einwilligung erst einholen mußte, melden zu können. Unterdessen bringt uns leider das letzte die Nachricht daß unsere Hoffnung auf Ihren Besuch noch weiter hinausgeschoben werden soll und uns erst Ende Juli oder Anfang August die Freude werden wird, Sie bey uns zu sehen.
Lassen Sie sich aber, ich bitte herzlichst! durch nichts abhalten, um dieser letzten Zusage nachzukommen! Wir haben uns schon zu sehr auf Ihr Hierseyn gefreuet! Ihre Begleiterin2 wird ein Stübchen eingerichtet finden und meine Mädchen3 werden alles aufbieten, ihr den Aufenthalt bey uns angenehm zu machen.
Da Sie die Dedicationsangelegenheit in Ihrem Schreiben vom 24sten Februar4 meiner Entscheidung überließen, so kann ich mir nun die Freude nicht versagen, Ihnen den Clavierauszug des Oratoriums zu dediciren. Er geht heute an Breitkopf und Härtel zum Stich ab. Ich wünschte, daß Sie die Güte hätten, sich den Titel, bevor er in Arbeit gegeben wird, anzusehen, ob Sie ihn so genehmigen. Sollten Sie eine Abänderung wünschen, so bitte ich sie gleich zu machen.
Die Aufführung des Oratoriums am 1sten Pfingsttage, obgleich nicht so passend wie am Charfreitage, wird doch allgemein gewünscht und verspricht unserer Witwenkasse5 bey der Anwesenheit so vieler Fremden eine zu gute Einnahme, als daß ich sie aufgeben könnte. Sie wird daher sicher stattfinden, wenn der Prinz, woran ich nicht zweifle, seine Genehmigung giebt.
Der Himmel gebe, daß Ihre Badekur recht anschlägt und wir Sie vollkommen hergestellt und recht heiter bey uns ankommen sehen. Ich werde mit den Meinigen während der Ferienzeit eine Rheinreise machen, die sich wahrscheinlich bis Amsterdam ausdehnen wird.
Leben Sie recht wohl. Mit innigster Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Rochlitz, Friedrich
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Kübler, Franziska
Scheidler, Wilhelmine
Spohr, Therese
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Erwähnte Orte: Amsterdam
Kassel
Erwähnte Institutionen: Breitkopf & Härtel <Leipzig>
Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835051306

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf die Briefe Rochlitz an Spohr, 01.05.1835 und 08.05.1835. Rochlitz beantwortete diesen Brief am 20.05.1835.

[1] Sic!

[2] Franziska Kübler.

[3] Spohrs Tochter Therese und seine Schwägerin Wilhelmine Scheidler.

[4] Vgl. Rochlitz an Spohr, 24.02.1835.

[5] Die Witwen- und Waisenkasse der Hofkapelle Kassel.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.11.2016).