Autograf: Bodleian Library Oxford (GB-Ob), Sign. MS Margaret Deneke Mendelssohn c. 42, f. 20
Druck 1: Silke Görmann, Die Orchestersinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys. Studien zum gegenwärtigen Fachdiskurs, Phil. Diss. Bonn 1999, S. 128f. (teilweise)
Druck 2: John Michael Cooper und R. Larry Todd, „'With True Esteem and Friendship'. The Correspondence of Felix Mendelssohn Bartholdy and Louis Spohr“, in: Journal of Musicological Research 29 (2010), S. 171-259, hier S. 225f.; englische Übersetzung S. 184f.
Druck 3: Felix Mendelssohn Bartholdy, Sämtliche Briefe, Bd. 4, hrsg. v. Lucian Schiewietz und Sebastian Schmideler, Kassel u.a. 2011, S. 195
[Beleg: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen allerArt (Fürsten,Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 57]

Hochgeehrter Herr Capellmeister

Vielen Dank fur Ihre gütige Beantwortung meiner Fragen hinsichtlich der Mde. Rottmayer. Allerdings waren es die Cölner, die sich deshalb und wegen des Pfingstfests erkundigt hatten1, und bei dem gunstigen Zeugniß das Sie ihr gegeben haben wird es ihnen gewiß doppelt leid thun, daß die Umstande ihre Mitwirkung beim Fest unmoglich machen. Der Grund dieser Zeilen ist Ihre
Aeußerung, daß Sie auf einer Rheinreise auch Düsseldorf beruhren wollten. Sie können sich denken wie sehr mich diese Idee erfreut, aber da ich gerade gegen Ende Juni auch eine Reise anzutreten gedachte so wäre mirs gar zu leid, wenn ich Sie verfehlen müßte, und ich möchte gern Alles thun um dies zu vermeiden. Deshalb wollte ich Sie nun bitten2 sobald Sie etwas Bestimmteres über ihre Reise und den Zeitpunct Ihres Herkommens wüßten, es mir mitzutheilen, damit ich meinen Reiseplan danach abändern und einrichten kann.
Sie wissen wohl welche große Freude mir entginge wenn ich Sie3 verfehlte und so hoffe ich, daß Sie mir den Gefallen thun werden mir darüber eine Nachricht zu geben, damit ich auf jeden Fall hier bin.
Mit Freuden würde ich Ihnen sogleich eines meiner Instrumentalstücke geschickt haben, da es mir sehr ehrenvoll ist daß Sie eines davon verlangen; doch muß ich sowohl die Ouvertüre als die Sinfonie4 ehe ich sie mit gutem Gewissen fortschicken könnte, noch einmal genau durchsehen5 und manches darin noch abändern, welches mir bisher unmöglich war. Sollte ich in der nächsten Zeit dazu kommen, so würde ich mir die Freiheit nehmen Ihnen die Ouvertüre zur Melusine zuzuschicken, und mich sehr freuen wenn sie Dieselbe aufführen und mir dann Ihr Urtheil darüber nicht vorenthaltenwollten.
Entschuldigen Sie diese eiligen Zeilen; ich arbeite jetzt viel an meinem Oratorium und bin durch andre Beschäftigungen gestört; doch wollte ich meine Frage wegen Ihrer Reise nicht gern aufschieben und hoffe Sie verzeihen deshalb den flüchtigen Brief
Mit vollkommner Hochachtung bin ich

stets Ihr ergebner
Felix Mendelssohn Bartholdy.

Düsseldorf den 19 März 1835



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Mendelssohn, 11.03.1835. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Mendelssohn an Spohr, 15.04.1835(?).

[1] Zum diesjährigen Niederrheinischen Musikfest.

[2] Hier gestrichen: „mir“.

[3] Hier ein Wort gestrichen.

[4] Op. 56 oder 90.

[5] Hier bei „durchsehen“ zwischen den durch einen Zeilensprung getrennten Wortteilen vor „-sehen“ mehrere gestrichene Buchstaben.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.06.2020).