Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Braun, Amalie Auguste:1


Wohlgeborner Herr
Lieber Herr Capellmeister.

Mit der bitte gütigst zu entschuldigen nehme ich mir die Ehre1 an Ihre Wohlgeborn zu schreiben, und an Ihrer Güte eine kleine bitte zu wagen. ich bin dem Herrn Kapellmeister wohl noch bekannt, von meinem Mann Musikdirektor Braun her. ich bin eine geborene Seidelmann. – es ist mir eine Zeit lang recht Schlecht gegangen, und mein Mann ist schon über 3 Jahr todt, und habe eine kleine Tochter von 7 Jahren, ich war doch selbst als Sängerin in Braunschweig Engagirt, allein ich hatte Hoffnung hier in Berlin Engagirt zu werden, allein nach Unsäglichen Bemühungen an habe ich mit leeren Hoffnungen mich getäuscht, und mein sauer verdientes Geld hier zugesetzt: nun ist mir alles abgeschlagen worden. Ich bitte doch den Herrn Kapellmeister recht Sehr indem ich schon über 5 Wochen krank bin, vielleicht wäre es Ihrer Güt Möglich bei der Kapelle eine kleine Unterstützung für Uns gütigst auszuwirken, indem doch viel Bekannte Mitglieder da gegenwärtig sind. es ist recht traurig wenn man zu bitten gezwungen, seine Zuflucht nehmen muß, und jede Hoffnung fehl schlägt! Der Herr Kammermusikus Böhmer hatte sich hier für mich verwandt und einen Aufsatz an die Mitglieder der Kapelle gemacht, und dem Kapelldiener Übergeben, allein H. Musikdirektor Mößer hatte mir selbst versprochen es zuerst zu Unterschreiben und mich zu empfehlen(???), wie es Ihm Herr Böhmer giebt, Spricht er. | Unterschreiben Sie dort zuerst das ist ja alles eines ob ich zuerst – oder zuletzt Stehe – und so aus der Schlinge gezogen, und gar nichts gethan. und die anderen herbei Sich daran Gestoßen und gar nichts gethan, der H. Kapellmeister Schneider hat mir etwas ins Hauß geschickt und sehr bedauert. – allein das hilfft nur Niemand etwas! und hier haben die Menschen gar kein Gefühl für fremde Leiden. Lieber Herr Kapellmeister von Ihrer Güte überzeugt, hoffe ich gewiß eine kleine freundliche Hülfe, und bitte mich durch eine gütige Antwort zu beehren Indem ich meine ganze Hoffnung noch auf Ihre Güte und Kunst, und Menschenfreundlichkeit gesetzt habe! ich würde gewiß Nie vergeßen für Ihr Allerseitiges Wohl – und Gesundheit zum Himmel zu flehn.
In dieser Hoffnung habe ich die Ehre Ihrer Güte gehorsamst zu empfehlen

Amalie Auguste
Braun,
geb Seidelmann
wohnt im Gasthof
zum Grünen Baum
in der Klosterstraße No
20.

Berlin den 6 März
35

Autor(en): Braun, Amalie Auguste
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Böhmer, Carl
Braun (Musikdirektor)
Möser, Carl
Schneider, Georg Abraham
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Berlin
Braunschweig
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Braunschweig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835030647

Spohr



[1] „Ehre“ unter der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.11.2020).