Autograf: bis mindestens 1943 im Besitz von Werner Wittich, danach Kriegsverlust (vgl. Druck, S. 14)
Druck: Louis Spohr, Briefwechsel mit seiner Frau Dorette, hrsg. v. Folker Göthel, Kassel und Basel 1957, S. 86

Wilhelmshöhe, Donnerstag Mittag1

Liebes Minchen,

Auf Therese hat die allmähliche Enthüllung unsres Unglücks dennoch einen fürchterlichen Eindruck gemacht und das arme Mädchen weiß sich noch gar nicht zu fassen! Am heilsamsten würden wir beide durch Arbeit zerstreut werden; ich bitte Dich daher, uns durch den Boten, der Dir diese Zeilen überbringt, folgendes zu überschicken:
1.) Mein Oratorium. a, Klavierauszug b, Partitur, Soweit sie fertig ist. c, liniertes Papier (im Wandschrank bei den Quartetten) und d, den Text von Theresens Hand geschrieben.
2.) Eine Lage Brief- und Schreibpapier, die Federmesser, Gummi, Oblaten, mein Petschaft, die Schere und einige Federn.
3.) Die französische Grammaire, den Cours des langues und Théâtre de Société für Therese.
4.) Schwarze Seide und Nähzeug.
Wenn Wolff etwas zu lesen beilegen könnte, würden wir sehr dankbar sein.
Vergiß nichts, liebes Minchen. Bald hoffen wir Euch zu sehen

Dein Louis Spohr

NS. Der Prinz2 hat mir durch Herrn von Malsburg sein und der Gräfin3 Beileid bezeugen lassen4. Der Bote soll ja meine Antwort5 an Herrn von Malsburg richtig besorgen.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Scheidler, Wilhelmine
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Gertrude Hessen-Kassel, Kurfürstin
Malsburg, Wilhelm von der
Spohr, Dorette
Spohr, Therese
Wolff, Johann Heinrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1834112000

Spohr



Die Datierung auf „Donnerstag Mittag“ legt nahe, dass dieser Brief am Todestag von Dorette Spohr entstand (vgl. Anm. 1}.

[1] Der Druck ergänzt hier: „[20. November 1834]“.

[2] Der spätere Kurfürst Friedrich Wilhelm

[3] Die spätere Kurfürstin Gertrude.

[4] [Ergänzung 15.07.2021:] Otto von der Malsburg an Spohr, 20.11.1834.

[5] [Ergänzung 15.07.2021:] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.03.2017).