Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.5 <Haslinger 18340705>
Beleg 1: Autographen-Sammlung enthaltend die Autographen aus dem Nachlaß der Clarinettisten Heinrich und Carl Baermann, München, des Philologen Geheimrat Bernh. Rud. Abeken, Osnabrück († 1866), sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung. Versteigerung 29. und 30. November 1922 (= Katalog Henrici 80), Berlin 1922, S. 76
Beleg 2: Autographen: 12. und 13. Mai 1930 (= Katalog Stargardt 306), Berlin 1930, S. 60

Cassel den 5ten
Juli 1834.1
 
Hochgeehrtester Herr und Freund,
 
Zuerst meinen herzlichsten Dank, daß Sie mir einen Antheil an dem Honorar von London bestimmt hatten; da uns aber beyden daran liegen muß, daß das Werk nun so bald wie möglich dem deutschen Publikum bekannt werde, so wünschte ich, Sie reflektirten nich weiter auf das Anerbiethen der Ph. Gesellschaft und versendeten die Sinfonie im Laufe des Sommers, damit sie in den nächsten Winterconcerten allenthalben zur Aufführung komme. - Vieleicht läßt sich mit der Philh. Gesellschaft einmal ein Vertrag über ein späteres Werk schließen, wo man es ihr dann auch früher, vor Beginn des Drucks und zeitig genug vor der dortigen Saison antragen würde.
Nun noch einige Worte über eine neue Komposition, mit der ich jezt beschäftigt bin. Es ist dies wieder ein großes Oratorium wie meine Lezten Dinge der Text ebenfals von Rochlitz. Den ersten Theil habe ich soeben beendigt und bereits mit meinem Caecilienverein einstudirt. – Das vorige Oratorium habe ich, wie Sie sich vieleicht erinnern, im Clavierauszuge selbst herausgegeben. Ich eröffnete den deutschen Gesangvereinen eine Subscription und versprach den Vereinen, die zahlreich unterzeichnen würden, eine Abschrift der Partitur für die Copialgebühren. Auf diese Weise habe ich nach und nach die ganze Auflage von 1400 Exemplaren bis auf 4 Exempl., die noch in meinen Händen sind, abgesezt. Rechne ich die Freiexemplare und die verschenkten ab, so bleiben wenigstens 1000 Exemplare, die ich à Stück 3 Rth Preuß. Courant verkauft habe. Ich habe daher für jene Arbeit ein bedeutendes Honorar bezogen. Demohngeachtet würde ich nur höchst ungern auch mein neues Oratorium wieder selbst verlegen, weil es der unangenehmen Correspondenzen, Correkturen & cet. gar zu viele giebt und diese mir im Tod zuwider sind. Sollte mir daher ein Verleger nur ein, einigermaßen annehmbares Honorar biethen, so würde ich sehr gern damit zufrieden seyn, wie auch schon bey meinem Vater unser, welches ich an Schlesinger für ein mäßiges Honorar verkaufte. – Der Zweck von alle dem Vorstehenden ist nun die Anfrage: ob Sie vieleicht Lust haben, das Oratorium zu verlegen und das vollständige Eigenthumsrecht zu erwerben? Bemerken muß ich dabey, daß mit einem Oratorium von mir, sich vieleicht ein Geschäft in England machen ließe, da meine lezten Dinge bey 5 - 6 dortigen Musikfesten mit großem Beyfall aufgeführt sind und ich allein 4 Exemplare der Partitur, jede zu 10 Pfund dorthin verkauft habe. – Einer gelegentlich gefälligen Beantwortung obiger Anfrage entgegen sehend mit herzlicher Freundschaft
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Haslinger
Haslinger, Tobias
Erwähnte Personen: Rochlitz, Friedrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 67
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Cäcilienverein <Kassel>
Philharmonic Society <London>
Schlesinger <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1834070522

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Haslinger an Spohr, 21. und 25.06.1834. Haslinger beantwortete diesen Brief am 28.12.1834.
 
[1] Links neben dem Datum befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „Spohr in Cassel / 5 Jul. 1834. / erhalten _ 11 Jul. / beantw. _ 28 Dez.“.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.04.2017).