Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Königliche Bayerische
Hof-Theater Intendanz1

Zu meinem Bedauern ist die Oper: Jessonda in der hiesigen Bibliothek nicht vorhanden. Da ich sie nun zu besitzen so wie zur Darstellung zu bringen wünsche, so werde ich mich deshalb an Sie, verehrter Herr, und benütze um so lieber nach langer Unterbrechung unsere Correspondenz diese Gelegenheit, mich mit Ihnen zu unterhalten. Die Partitur nebst ausgeschriebenen Stimmen habe ich von der Dresdner Hoftheater Intendanz erhalten aus meiner ehemaligen Bibliothek, die sie jetzt besitzt. Es beruht also darauf, uns wegen des Honorars für die Erlaubniß allein der Aufführung mit Ausschluß der zu erhaltenden Partitur zu vereinigen. Demzufolge und mit Rücksicht darauf, daß die Verhältnisse die größte Oekonomie gebieten sowie, daß die Oper Jessonda hier keine ganz neue Erscheinung mehr ist, bin ich so frei, Ihnen ein Honorar von 20 Dukaten anzubiethen und zugleich anzufragen, ob ich Ihnen dasselbe nicht in Leipzig auszahlen lassen kann?
Mit Vergnügen habe ich gehört, daß Sie wie ich, wieder in Thätigkeit gesetzt sind; meine Thätigkeit war mir bisher allerdings etwas zu groß, doch geht die unbeschreiblich sanguinische Anstalt vorwärts und gedeiht in artistischer wie finanzieller Rücksicht. Robert d Teufel hat hier einen nie erlebten Furor gemacht.2 Allerdings ist man hier mehr für italienische u französische Musik, doch soll auch die deutsche nicht vernachlässigt werden, was meine obige Bitte beweist. In Erwartung baldiger Antwort für ich die Versicherung meiner aufrichtigsten Hochachtung hinzu.
München, d 3. May 1834

CThKüstner
K. B. Hofhteater Intendant
u Geheimer Hofrath.

Autor(en): Küstner, Karl Theodor von
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Meyerbeer, Giacomo : Robert le diable
Spohr, Louis : Jessonda
Erwähnte Orte: Leipzig
München
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Dresden>
Hoftheater <München>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1834050345

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Küstner an Spohr, 20.09.1825. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Küstner an Spohr, 06.07.1835, aus dem folgt, dass Küstner zu den Empfängern von Spohrs Subskriptionsaufruf zum Klavierauszug seines Oratoriums Des Heilands letzte Stunden gehörte, dessen an Küstner gerichtetes Exemplar derzeit verschollen ist.

[1] Bis hier vorgedruckter Briefkopf.

[2] Vgl. „München, im März“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 36 (1834), Sp. 246ff., 281-284, 296-299 und 321-335, hier Sp. 296-299 und 321-335.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.02.2023).