Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,154
Druck 1: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 143 (teilweise)
Druck 2: Horst Heussner, Die Symphonien Ludwig Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anh. S. 35 (teilweise)

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Frankfurt a/m

Nebst einem
Notenbuch
im schwarzen
Wachstuch gez.
H.W.Sp.


Cassel den 17ten
Februar 1834.

Geliebter Freund,

Beykommend erhalten Sie das Buch der Fr. v. Rothschild zurück. Ich habe ihr ein Lied von mir hineingeschrieben.
Seit ich der Hoftheaterdirection angehöre und das Zutrauen des Prinzen besitze, kann ich zwar mehr für das Aufblühen unserer Kunstanstalt thun, bin aber zugleich so mit Geschäften überladen, daß ich auf eigene Arbeiten fast ganz verzichten muß. So habe ich denn seit den 4stimmigen Liedern auch nur ein Quintett zu stande gebracht. Das liegt nun aber schon seit 8 Tagen ausgeschrieben da, und ich habe noch keinen freien Abend finden können um es zu hören. So haben leider diesen Winter auch unsere Quartettparthien noch nicht begonnen und da jetzt unsere Messe bald beginnt, so wird überhaupt wohl nichts daraus werden.
Vor 8 Tagen gaben wir zum ersten Mal „Hans Heiling” Oper von Marschner. Der Beyfall war getheilt, die Aufführung aber sehr gelungen.1 Ganz ausgezeichnet waren Dlle. Pistor und Herr Föppel. In der Erfindung steht sie dem „Templer” etwa gleich; instrumentirt ist sie aber viel besser. Das Sujet, von Devrient in Berlin, ist aber ungemein fade. – Morgen geben wir zum ersten mal Zampa. – Gleich nach der Messe werden die Proben zu Robert der Teufel beginnen. Ich habe die Partitur nach Ihrem Schema streichen lassen.2 – Am Charfreitag werden wir eine große Aufführung in der Kirche von den „letzten Dingen” und dem Vater Unser haben.
Schon wieder mahnt die Probestunde an den Aufbruch! – Herzliche Grüße an die lieben Ihrigen.
Mit wahrer Freundschaft stets ganz

der Ihrige
Louis Spohr.



Dieser Brief ist die Antwort auf Speyer an Spohr, 05.02.1834. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 20.06.1834.

[1] Vgl. „Cassel. (Auszug aus einem Schreiben)”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 36 (1834), Sp. 192f. 

[2] Vgl. Speyer an Spohr, 01.08.1833 und 25.10.1833

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.03.2016).

Cassel, 17. Februar 1834.

... Vor acht Tagen gaben wir zum ersten Male ,Hans Heiling’, Oper von Marschner. Der Beifall war geteilt, die Aufführung aber sehr gelungen. In der Erfindung steht sie ,Templer und Jüdin’ etwa gleich; instrumentiert ist sie aber viel besser. Das Süjet, von Devrient in Berlin, ist aber ungemein fade. Morgen geben wir zum ersten Male ,Zampa’. Gleich danach werden die Proben an „Robert der Teufel” beginnen. Ich habe die Partitur nach Ihrem Schema streichen lassen.

Kassel, den 17. 2. 34

... Seit ich der Hoftheaterdirektion angehöre und das Zutrauen des Prinzen besitze, kann ich zwar mehr für das Aufblühen unserer Kunstanstalt thun, bin aber zugleich so mit Geschäften überladen, daß ich auf eigene Arbeiten fast ganz verzichten muß. ...