Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,247

Frankfurt a/m 5 Feb 1834.

Theurer Freund!

Da mir Kuper sagt, daß Sie die vierstimmigen Gesängen zurückwünschen, so folgen solche hierbei mit meinem besten Dank; ich habe dafür gesorgt, daß kein Mißbrauch damit statt finden konnte. Ich komme indessen schon wieder mit einer neuen Bitte. Eine junge Dame hier, die Frau v. Rothschild sammelt ein musikalisches Album von musikalischen Celebritäten und wünscht sogleich einen kleinen Beitrag von Ihrer Hand. Ich habe es übenommen, Ihnen diese Bitte vorzutragen, und Sie würden mich durch die Gewährung sehr verpflichten. Das Buch folgt hiebei, und so schneller sie es zurück schicken können, desto besser wird es sein, da Fr. v. R. in Kurzem nach Paris reisen wird.
Novitäten weiß ich Ihnen wenig mitzutheilen. Wie mir Schelble sagt, so werden Ihre Psalmen vom Cäcilienverein jetzt einstudirt. – Die zweite Aufführung von Zemire u Azor war wirklich höchst ausgezeichnet und wurde vom Publikum mit Enthusiasmus aufgenommen. Guhr der bei der ersten Aufführung wieder mehre Tempis vergriffen hatte, und den ich deshalb mit einem Besuch erfreute, kam auch damit ins rechte Geleis. Die Fischer und Schmetzer waren vortrefflich.
Heute habe ich mit Seydelmann gesprochen, der nach Düsseldorf reißt und in 14 Tagen hier gastirt.
Ein junger Klavierspieler namens Rosenhain – ich glaube Sie haben ihn hier in meinem Hause kennen gelernt – der viel Compositionstalent hat und bey Schnyder studirte, hat eine einaktige Oper geschrieben, die mir sehr gut gefällt. Die Musik ist frisch u. recht dramatisch. Auch das Sujet – nach Scribe – ist interessant. Wenn Sie diese Operette haben wollen, so steht Sie Ihnen ohne Kosten zu Diensten. – Ich freue mich von Ihnen zu hören, wie es mit Ihrem Theater geht. Lassen Sie mich nicht lange auf Nachrichten warten, und leben Sie gesund und vergnügt. Von Herzen der Ihrige WSpy



Der letzte Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 03.11.1833. Spohr beantwortete diesen Brief am 17.02.1834.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.03.2016).