Autograf: Universitätsbibliothek Kiel (D-KIu), Sign. 19.407
Druck: Edgar Istel, „Fünf Briefe Spohrs an Marschner”, in: Festschrift zum 90. Geburtstage Sr. Exzellenz des Wirklichen Geheimen Rates Rochus Freiherrn von Liliencron, Leipzig 1910, S. 110-115, hier S. 114f.

Cassel den 29sten October
1833.

Hochgeehrter Herr und Freund,

Da wir nun mit unserem Hoftheater so weit sind, daß es im November eröffnet werden kann1, so ist es an der Zeit, daß ich an Neues denke. Da möchte ich nun gerne unter den Französischen Neuigkeiten auch eine deutsche Originaloper und zwar am liebsten Ihren Hans Heiling vornehmen.2 Ich ersuche Sie daher, mich gefälligst wissen zu lassen, was für einen Preis Sie für Partitur u Buch bestimmen werden. Dabei muß ich Sie aufmerksam machen, daß unsre Mittel leider jetzt sehr beschränkt sind, vieleicht beschränkter noch wie die Ihres Theaters und daß wir daher ein Honorar, wie Ihr Werk es verdient, nicht bezahlen können und Sie bitten müssen uns was die Honorarzahlung anbetrifft, in die Kategorie der kleinen oder Provinzialtheater zu setzen.
Einer bald gefälligen Antwort entgegen sehend mit wahrer Hochachtung und Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

NS. Ist schon ein Clavierauszug von Hans Heiling erschienen? und wo?

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Marschner, Heinrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Marschner, Heinrich : Hans Heiling
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1833102915

Spohr



Der letzte überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Marschner, 04.05.1833. Marschners Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Das Hoftheater war im April 1832 vorläufig geschlossen worden und vom Februar bis Juli 1833 von der Bethmann’schen Theatertruppe bespielt worden. Am 10.11.1833 erfolgte die Wiedereröffnung des Hoftheaters mit Aubers Fra Diavolo (Vgl. Reinhard Lebe, Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs (= Kasseler Quellen und Studien 2), Kassel 1964, S. 162-166).

[2] Die Premiere war am 08.02.1834 (vgl. „Cassel. (Auszug aus einem Schreiben”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 36 (1834), Sp. 192f.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.10.2016).