Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,245
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 143 (teilweise)

Ffurt 25 Oct 1833.

Theurer Freund!

Der Inhalt Ihres Briefes vom 10 d. raubt mir wieder die Hoffnung den Alchymisten hier zu sehen. Da das hiesige Bühneninstitut eine Finanzanstalt ist, so soll nichts riskirt werden; man hat den Grundsatz, daß keine neue Oper gegeben wird, die nicht auf einer andern Bühne mit Erfolg gegeben worden ist. Bei Ihrer Oper hätte man es allerdings gewagt, allein die Bedingung die Sie nun stellen, und die der Mittheilung in Ihrem frühern Briefe widersprach, kann um deswillen nicht erfüllt werden, da das Ausschreiben der Stimmen, wie ich Ihnen schon bemerkte, auf Guhrs Kosten geht. –
Nach Dm Stein in Darmstadt habe ich mich erkundigt, und nicht viel rühmliches von ihr gehört; sie soll noch ganz Anfängerin sein. Dagegen empfehle ich Ihnen einen jungen Tenoristen, qua Baritonist, der gute Mittel hat, und wie mir scheint für Sie eine gute Aquisition sein dürfte. – Er heißt Eicke(?)1 und ich lege einen Brief für Sie bei.2
Meyerbeer läßt Sie ganz herzlich grüßen; er dankt Ihnen, daß Sie seine Musik vornehmen wollen. Ich glaube, daß es Ihnen mitunter große Freude machen wird. Anbei folgen die gewöhnlichen Bemerkungen.3 Sollten Sie noch irgend etwas darüber hören wollen, so bin ich zu Gebot.
Ihre 4stimmigen Gesänge erwarte ich mit großer Sehnsucht, und bitte recht sehr sie mir sobald wie möglich zu senden, da der Liederkranz demnächst eine große Aufführung veranstalten wird. Wenn es sich thun läßt, so legen Sie mir ein Buch vom Berggeist bei.
Ich unterliege fast unter Arbeit und muß daher schließen. Tausend Grüße den Ihrigen

von Ihrem treu ergeb
WmSpy.



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 10.10.1833. Spohr beantwortete diesen Brief am 31.10.1833.

[1] Die Identifizierung mit Carl Julius Eicke ist ohne weitere Quellen unsicher.

[2] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[3] Wohl die Liste der in Frankfurt gemachten Striche für Robert le diable von Giacomo Meyerbeer (vgl. Speyer an Spohr, 01.08.1833).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.03.2016).

Frankfurt, 2. November 1833.

Tausend Dank für die überschickten Männerquartette, wovon ich bereits drei probiert habe. Mit rechtem Jubel haben wir sie gesungen, und in vierzehn Tagen werden sie in dem Konzert des „Liederkranzes” dem großen Publikum vorgetragen werden. Mir geht es auch wunderlich mit der Komposition vierstimmiger Gesänge. Was ich so hinschreibe gefällt und klingt akustisch ziemlich gut, so daß einige von meinen Sachen zu Lieblingen geworden sind; ich weiß wirklich nicht wie mir das angeflogen ist!
Meyerbeer läßt Sie herzlich grüßen und dankt Ihnen, daß Sie seinen ,Robert der Teufel’ annehmen wollen. Ich glaube, daß er Ihnen mitunter große Freude machen wird. Anbei folgen die gewünschten Bemerkungen ...