Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Sr Wohlgeboren
Herrn L. Spohr,
Kurfürstl. Hessischen Hof-Kapellmeister
zu
Hessen-Cassel.1
Frankfurt a/m den 25ten August 1833.
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!
Bei allem, was Ihnen heilig ist, beschwöre ich Sie, mir gefälligst mit umgehender Post hieher zu berichten, was ich hinsichtlich meiner Wiederanstellung zu hoffen oder zu fürchten habe?2 Meine Tochter hat so eben erfahren, daß die engagirten Mitglieder des Kurfürstlichen Hoftheaters bis Ende September in Kassel eintreffen werden. Sie ist daher sehr besorgt, und nichts kann sie trösten, bevor sie nicht bestimmt weiß, daß ich wieder angestellt bin. Am 1ten Sptbr. reise ich mit meinen Kindern nach Kassel zurück, indem mir und denselben von der Kurfürstl. Regierung allda am 16ten Juli Kassel zum Domizil bestimmt worden sey. Ich bitte daher nochmals ergebenst: mich in meiner früheren Function gefälligst wieder aufzunehmen, indem ich stets meine Dienstobligenheiten so fleißig und pünktlich erfüllt habe, daß ich auch nicht des geringsten Fehlers beschuldiget werden kann.
Schließlich erinnere ich noch Ew. Wohlgeboren an meine im Jahre 1821 schriftlich zugesicherten Versprechungen, denen ich nie entsage, und daher auf meinen gerechten Ansprüchen an das K. Hoftheater bis in den Tod bestehen werde. Nebstbei bemerke ich noch, daß ich für jeden mir gefälligst zu bestimmenden Gehalt, meine vorige Stelle wieder anzunehmen entschlossen bin, indem ich mich nach einer eilfjährigen Anstellung mit meinen Kindern nicht betteln gehen kann.
Hochachtungsvoll verharrend
ergebenster J.F. Hess
Soufleur
Adresse:
An den Soufleur Hess
zu
Frankfurt a/m
wohnhaft in der Allerheiligen Gasse
im Hanauer Hof.
Autor(en): | Hess, Franz |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Hoftheater <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1833082547 |
Ein Antwortbrief ist derzeit nicht bekannt, aber durch eine Mitteilung Spohrs an seine beiden Kollegen in der Theaterleitung (Wilhelm Vogel und Karl Feige) wahrscheinlich, die er auf dem Autograf dieses Briefs notierte. Außerdem befinden sich auf dem Autograf die Antworten von Vogel und Feige.
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „FRANKFURT / 25. / AUG. / [18]33“, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags befindet sich der Stempel „27AUG1833“.
[2] Das Hoftheater in Kassel schloss aus finanziellen Gründen am 15.04.1832 und eröffnete erst im November des Folgejahrs wieder (vgl. Reinhard Lebe, Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs (= Kasseler Quellen und Studien 2), Kassel 1964, S. 154ff. und 165ff.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.05.2023).