Louis Spohr an Tobias Haslinger in Kassel

Cassel den 13^ten Juni
1833.

Hochgeehrtester Herr und Freund,

Von Herrn Hesse, der das Vergnügen hatte Sie in Leipzig zu tretten, erfahre ich, daß Sie Ende dieses Monaths hieher kommen werden. Da ich dann leider nicht mehr hier, sondern bereits in Marienbad in Böhmen seyn werde, so muß ich Sie durch diese Zeilen in Cassel bewillkommnen!
Zuerst sage ich Ihnen meinen besten Dank für die gütigst überschickten Exempl. der Schule. Das Geld von den¹ Herren Hornthal und Bohné² habe ich einkassirt und Ihnen zu gut geschrieben. Da Sie wahrscheinlich die Absicht haben, mir hier die Honorarzahlungen für die Schule und die Sinfonie zu machen, so ersuche ich Sie das Geld an meine Tochter, Madame Zahn, die während meiner Abwesenheit hier in meinem Hause wohnen und Ihnen diesen Brief übergeben wird, gegen Quittung gefälligst auszuzahlen.
Doch bitte ich, davon 405 fl Conventions Münze zurückzubehalten und diese bey Ihrer Ankunft in Wien an Herrn Streicher (Pianofortefabrique, Landstraße, Ungargasse) gefälligst auszuzahlen. Ich habe Herrn Streicher bereits angezeigt daß er die obige Summe von Ihnen ausgezahlt erhalten werde.³
Auch mache ich Ihnen bekannt, daß ich ein neues Doppelconcert für 2 Violinen geschrieben habe und solches in 8 Tagen beym Halberstädter Musikfeste spielen werde. Sollten Sie geneigt seyn, es in Verlag zu nehmen, so bitte ich, es mir gelegentlich anzuzeigen.
Mögte mir doch das Vergnügen zu Theil werden, Sie auf Ihrer Rückreise nach Wien irgendwo zu treffen! Ich denke von Marienbad aus⁴, während meine Frau dort badet, einige Excursionen⁵ nach Prag, Carlsbad, vielleicht noch weiter, zu machen; vielleicht fügt der Zufall, daß wir uns da oder dort zusammenfinden.
Indem ich Ihnen eine glück[liche] Rückreise in die Heimath wünsche, von Herzen der

Ihrige
Louis Spohr.