Autograf: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund (D-DM), Sign. Atg Nr:8700

A Monsieur
Monsieur Chelard
Maitre de chapelle de sa
Maj. le roi de Bavière
à
Londres
au Théatre royal de
Drury lane.

frey


Cassel den 1sten Januar 1833.

Hochgeehrtester Herr,

Mit großer Theilnahme ersehe ich aus Ihrem geehrten Schreiben, daß nächsten Sommer wieder eine deutsche Oper in London errichtet werden wird und daß Sie dieselbe als Kapellmeister dirigiren werden.1 Bey einem so umsichtigen Director und mit so vorzüglichen Sängern, als Sie mir nennen, werden der deutschen Kunst ohne Zweifel neue Erfolge bereitet werden und es kann mir daher nur sehr angenehm seyn, daß man auch einer meiner Opern zur Aufführung bringen will. Indem ich mich daher Ihnen für die Wahl sehr verpflichtet fühle, wünschte ich Partitur und Stimmen, Ihrem Wunsche gemäß, zur Aufführung herleihen zu können, allein die hiesigen Gesang- und Orchester-Stimmen gehören dem Theater und unsere Theatergesetze verbieten streng, irgend etwas aus unserer Bibliothek zu verborgen, und die einzige Partitur, die hier existirt, ist meine Originalpartitur, die ich natürlicherweise nicht aus der Hand geben kann, schon deshalb nicht, weil oft Abschriften davon begehrt werden. Ich muß daher sehr bedauern, diesem Wunsche nicht genügen zu können.
Indem ich den Unternehmern der deutschen Oper in London den günstigsten Erfolg2 und Ihnen in's besondere recht viel Freude und Kunstgenuß dabey wünsche, unterzeichne ich mit den Gefühlen innigster Hochachtung ganz

der Ihrige
Louis Sp[ohr.]

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Chelard, Hyppolyte
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen: Drury Lane Theatre <London>
Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1833010114

Spohr



[1] Vgl. auch „London, 24. Decbr.“, in: Iris im Gebiete der Tonkunst 4 (1833), S. 16; „Hints to Leaders and Conductors“, in: Harmonicon (1833), S. 95f., hier S. 96; William Gardiner, Music and Friends or Pleasant Recollections of a Dilettante, Bd. 2, London 1838, S. 695f.

[2] Hier gestrichen: „wünsche”.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (29.05.2020).