Autograf: Peabody Institute of the Johns Hopkins University Baltimore (US-BApi), Arthur Friedheim Library, Sign. Soren Lura Collection

Sr. Wohlgeb.
Herrn Tob. Haslinger
k.k. Hof- und priv. Kunst-
und Musikhandlung
in
Wien.
 
Nebst einem
Paquet Musik.
in schwarzen
Wachstuch, gez.
H.F.H.1
 
 
Cassel den 31sten
Dec. 1832.
 
Gehrtester Herr und Freund,
 
Meinem, Herrn Binder gegebenen Versprechen gemäß, übersende ich beykommend Partitur und Stimmen meiner neuen Sinfonie. Bey letzteren finden Sie eine Directionsstimme auf 3 Linien, welche der Ausgabe in Stimmen beygefügt werden muß, da es ohnmöglich ist aus der 1sten Violinestimme (ohne Hinsicht der Kenntnis der Partitur) diese Sinfonie zu dirigiren. Eine solche Directionsstimme ist auch schon meiner 2ten, bey Peters erschienen Sinfonie beygefügt worden.
Bey der gestrigen, 2ten öffentlichen Aufführung, zu der ich wieder eine besondere Probe von 2 Stunden gemacht hatte, überzeugte ich mich, daß durch immer größere Genauigkeit in der Aufführung, die Effekte in dieser Sinfonie sehr gesteigert werden können; auch war die Theilnahme des Publikums noch viel lebendiger wie das erste mal. – Mit einem bloßen Herausbringen der Noten ist noch wenig gethan; es muß auch jeder einzelne die Stärke seiner Soli genau der der andern anpassen, damit alles deutlich hervortrete. So war gestern das Concert der Waldbewohner mit dem Quellengemurmel (der 1sten Geigen) im 1sten Satz zum ersten mal im ganz richtigen Verhältniß der Stärke, und machte nun erst ganz den beabsichtigten Effekt. Diese Wahrnehmung veranlaßt mich, nochmals meine Bitten an die Dirigenten in Wien zu wiederholen, ja recht häufige und ernstliche Proben von der Sinfonie zu machen und besonders einzelne schwierige Stellen (deren Wiederfinden in den Stimmen durch beygesetzte Buchstaben erleichtert ist,) so lange zu wiederholen bis sie ganz klar und deutlich hervortreten.
Entschuldigen Sie gütigst, daß ich Sie mit dieser Angelegenheit so viel plage; das Werk und dessen Anerkennung liegt mir aber zu sehr am Herzen!
Ein fröhliches neues Jahr wünsche[t] mit herzlicher Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Haslinger
Haslinger, Tobias
Erwähnte Personen: Binder, Sebastian
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Kassel
Wien
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1832123122

Spohr



Dieser Brief folgt in dieser Korrespondenz auf Spohr an Haslinger, 20.12.1832. Der Postweg dieses Briefs überschnitt sich mit dem von Haslinger an Spohr, 01.01.1833. Haslinger beantwortete diesen Brief am 22.03.1833.
 
[1] Neben dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „Spohr in Cassel / 31 Dez. 1832. / erhalten _ 15 Jan. / beantw. _ 21. März“.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.04.2017).