Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.1 <18320325>
Beleg: Autographen. Historische Autographen, literarische Autographen, Musiker, Schauspieler und bildende Künstler, Stammbücher. Versteigerung am 20., 21. und 22. Oktober 1926 (= Katalog Liepmannssohn 48), Berlin 1926, S. 174f.

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Organist
Adolph Hesse
in
Breslau.0
 
 
Cassel den 25sten
März 1832.

Wohlgeborner
Hochgeehrtester Herr,
 
Mit Vergnügen ersehe ich aus Ihrem Schreiben, daß wir uns in diesem Frühjahr Ihres Besuches zu erfreuen haben werden. Wenn Sie glauben, daß Ihnen mein Rath bey Ihren Arbeiten nützlich seyn kann, so steht er Ihnen jederzeit zu Diensten. Von Ostern an, wird es mir an Muße nicht fehlen, da mit dem 15ten Aprill unser Theater für erst ganz geschlossen wird.1 Ob und wie bald es wieder in’s Leben treten wird, ist leider noch immer unentschieden.
Da es diesen Sommer mir nun nicht schwer fallen wird, einen verlängerten Urlaub zu erhalten, so projektire ich eine Reise; vorher werde ich jedenfalls meine Frau auf 4 Wochen nach Marienbad in Böhmen führen. Bis kurz vor Pfingsten gedenke ich aber hier zu beiben, es sey denn, daß mir Geschäftsreisen für unser neu zu errichtendes Theater aufgetragen würden, welches aber kaum so bald möglich seyn wird.
Seit Beendigung der Schule habe ich 3 neue Quartetten geschrieben.2 Das 3te werde ich übermorgen zum ersten mal spielen.
Indem ich mich recht sehr auf Ihr Hierseyn freue, mit ausgezeichneter Hochachtung stets
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hesse, Adolph
Erwähnte Personen: Spohr, Dorette
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 84
Erwähnte Orte: Kassel
Marienbad
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1832032501

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Hesse an Spohr. Hesses Antwortbrief ist derzeit ebenfalls verschollen.

[0] [Ergänzung 13.09.2021:] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „CASSEL / 25 MERZ [1]830“, links über dem Adressfeld befindet sich der Stempel „2 / N 2 / 4“.

[1] Nach den Bäckerkrawallen in Kassel im Gefolge der Juli-Revolution in Frankreich hatte Kurhessen nicht nur eine Verfassung erhalten, sondern der Kurfürst Wilhelm II. hatte auch die Regierungsgeschäfte an seinen Sohn, den späteren Kurfürsten Friedrich Wilhelm I., abgegeben. Dieser schloss dann wegen fehlender Finanzen im April 1832 zunächst das Theater (vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 148-157, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 180-193; Reinhard Lebe, Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs (= Kasseler Quellen und Studien 2), Kassel 1964, S. 151-156).

[2] Vgl. Spohr an Hesse, 28.10.1831.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Karl Traugott Goldbach (22.12.2014).