Autograf: Braunschweigisches Landesmuseum Braunschweig (D-BSbl), Sign. 16864 c
Druck: Katalog einer Autographen-Sammlung bestehend aus wertvollen Musik-Manuskripten und Musiker-Briefen sowie aus Autographen von Fürsten, Staatsmännern und Kriegsleuten, Dichtern, Gelehrten, Künstlern und Frankfurter Persönlichkeiten aus den Nachlässen des Kapellmeisters Georg Eduard Goltermann, des Kapellmeisters und Senatsmiglieds der Kgl. Academie der Künste Professors Albert Dietrich, sowie Sr. Excellenz (= Auktions-Katalog Liepmannssohn 38), Berlin 1909, S. 100 (teilweise)


Cassel den 31sten Januar,

Geehrtester Herr,

Beykommend erhalten Sie Ihr Manuscript zurück. Bedrängt von gar vielerley konnte ich es nur flüchtig ansehen; ich glaube aber, daß es ebenfals ein gutes Opernbuch geben wird.
Für mich bedarf ich höchstwahrscheinlich keines wieder, da ich nun hinlänglich die Lust, dramatische Musik zu schreiben gebüßt habe und ins künftige nur Musik zu schreiben gedenke, die ich einem gebildeterem, als dem Theater-Publikum vorführen kann. – Überdieß steht es mit unserem Theater sehr mißlich und ich will in Ruhe erst die Crisis abwarten, die ihm so wie leider der Kunst überhaupt bey den kriegerischen Aussichten droht.
Einen Canon für Ihre Sammlung werde ich Ihnen in ruhigeren Zeiten gerne machen.
Hochachtungsvoll ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): unbekannt
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1832013117

Spohr



Auf der Rückseite des Briefs befindet sich von anderer Hand: „1844 / Cassel 31 Januar / L. Spohr“. Dabei könnte sich um den Empfangsvermerk des Empfängers handeln. Dagegen spricht, dass Spohr zu diesem Datum gerade am 2. Akt seiner Oper Die Kreuzfahrer arbeitete (vgl. Louis Spohr an Wilhelm Spohr, 17.12.1843; Louis Spohr an Moritz Hauptmann, 02.02.1844). Der im Brief erwähnte „mißliche“ Stand des Theaters könnte für 1832 sprechen, als die Zukunft des Theaters akut gefährdet war und die Angestellten von Arbeitslosigkeit bedroht waren (vgl. die Wortwahl in Spohr an Adolph Hesse, 28.10.1831 und Spohr an Wilhelm Speyer, 05.12.1831).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.01.2024).