Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wien am 7ten Jan. 1832.

Verehrtester Herr und Freund!

In Antwort auf Ihr werthes Schreiben vom 29ten Dec. beeile ich mich zu erwiedern, daß in Zeit von 14 Tagen, oder, wenn sich nicht alsogleich eine Fuhrgelegenheit finden sollte, längstens in 3 Wochen, ein Patent Piano in Nussbaum mit 6 ½ octaven, im Preise Cf 450 im 20f Fuße, an Ihre werthe Adresse abgesendet wird. Sollten Sie lezteres anders wünschen so kann der nächste Posttag uns hierüber Nachricht von Ihnen bringen.
Da wir nicht wissen können, ob bis dahin die Contumaz in Churhessen aufgehoben seyn wird,1 so muß, der Sicherheit wegen, das Instrument in eine Doppelkiste verpakt seyn, welches dann, da keine Emballage darüber ist, den Eingang erleichtert und abkürtzt. Die Uebermachung des Betrages geschieht am leichtesten und sichersten, durch Wechsel oder Anweisung auf einen Banquier in Wien, welcher nach Verfallzeit, die Zahlung leistet.
Was Sie uns in Bezug auf Ihre Stellung in Cassel sagen, kann zwar für einen Künstler der einen so schönen Wirkungskreis hatte, nicht angenehm seyn; ist aber dennoch Ihrer werthen Familie wegen, für alle welche Antheil an Ihrem Schiksale nehmen beruhigend. Für die Musikwelt hat es noch überdieß den Vortheil, daß man nun an mehreren Orten, Ihr reiches Talent bewundern kann. Daß Sie in Wien, allwo man, wie überall, mit höchster Achtung von Ihnen spricht, sehr willkommen seyn werden, können Sie im voraus versichert seyn.2 So wie die Zeit Ihrer Ankunft einmal bestimmt ist, so bitte, es uns vorher wissen zu lassen, damit solche in den geeigneten Blättern angekündigt werden kann.
Ihrer Frau Gemahlin, Ihren jezt schon so groß gewordenen Töchtern, wünscht meine Frau und Sohn, so wie Ihnen selbst bestens empfohlen zu seyn, vorzüglich aber

Ihr ergebenster
A. Streicher

Autor(en): Streicher
Streicher, Andreas
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1832010747

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Andreas Streicher, 29.12.1831. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Johann Baptist Streicher an Spohr, 31.01.1832.

[1] Contumaz = Quarantäne. – Am 03.09.1831 hatte das Großherzogtum Hessen wegen der europaweiten Cholera-Epidemie strenge Quarantäne-Vorschriften erlassen (vgl. „Vorschrift wie bei Anordnung der Kontumaz und bei der Reinigung zu verfahren ist“, in: Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen, separate Paginierung).

[2] Spohr musste die geplante Reise nach Marienbad, auf der er Wien besuchen wollte, wegen der Cholera verschieben (vgl. Spohr an Kurprinz Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel, zwischen Mitte Mai und Anfang Juni 1832, Spohr an Jan Nepomuk Štěpánek, 30.11.1832).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Uta Goebl-Streicher (11.05.2020).