Autograf: Österreichische Nationalbibliothek Wien (A-Wn), Sign. Autogr. 126/76-5 Han

Sr. Wohlgeb.
Herrn Streicher.
Instrumenten-Fabrik
von Fr. Nannette Streicher
geb. Stein, Vorstadt
Landstraße in
Wien.

franco.1


Cassel den 3ten
December 1831.

Geehrtester Herr und Freund,


Lange schon ist es mein Wunsch, einen Patent-Flügel von Ihnen zu besitzen. Nun erzählt mir aber Hauser, der jetzt hier zum Besuch ist, daß Sie seit einiger Zeit Instrumente mit einer veränderten Mechanik bauen, die ihm noch lieber wie die Patentflügel seyen. Dieß macht mich wieder ungewiß in der Wahl. ich bitte Sie daher über folgende Punkte vorläufig um gütige Auskunft:
In wiefern sind diese neuen Instrumente von Ihren alten verschieden? Haben Sie wirklich mehr Ton wie jene und kommen sie hierin auch selbst dem Patentflügeln gleich? Welches würde für mich der genaueste Preis eines Patentflügels von vorzüglicher innerer Güte, aber einfachem Äußeren in Nußbaum seyn? und welches ist der Preis eines solchen neuen Instruments, eben so einfach im Äußern?
Würden Sie mir wohl 2 Instrumente, einen Patentflügel und ein anderes zur Auswahl schicken? Eines würde ich für mich nehmen, das andere hier entweder zu verkaufen suchen, oder, wenn dieß nicht gelänge, nach Frankfurt a/m oder einen andern in der Nähe gelegenenen Ort,2 wo Sie eine Niederlage Ihrer Instrumente haben, auf meine Kosten schicken.
Indem ich Sie ergebenst bitte, mir auf diese Anfragen recht bald gefällige Auskunft zu geben, bin ich mit herzlichen Grüßen an die lieben Ihrigen und mit den Gefühlen innigster Hochachtung und Freundschaft ganz

der Ihri[ge]
Louis Sp[ohr]

NS. Ist es den Instrumenten na[chthei]lig wenn sie im Winter, bey großer Kälte, versandt werden?

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Streicher, Andreas
Erwähnte Personen: Hauser, Franz
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1831120317

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Streicher an Spohr, 10.09.1822. Streicher beantwortete diesen Brief am 17.12.1831.

[1] Rechts oben neben dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk der Werkstatt: „Louis Spohr / Cassel den 3t Dec. 1831 / empf 11t D. / beantw. 17 " 1831. / 143“

[2] Hier gestrichen: „auf meine Kosten schicken“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (28.04.2020).