Autograf: Beethoven-Haus Bonn (D-BNba), Sign. HCB Br 361
Druck 1: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 118f. (teilweise)
Druck 2: Ferdinand Ries, Briefe und Dokumente, hrsg. v. Cecil Hill (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn 27), Bonn 1982, S. 514f.
Beleg: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen aller Art (Fürsten, Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 63

Frankfurt a/m 2 April 1831
 
Werther Freund!
 
Hier übersende ich Ihnen die neue Szene zur Räuberbraut wie auch die andern Abkürzungen, welche ich Ihnen sehr rathen würde, machen zu lassen, indem sie sehr dadruch gewinnt: und leicht von einem halben Tonkünstler arrangiert werden kann. Auch folgen dabey die Soli's1, welche ich Ihnen von meinem Bruder zu geben hatte.
Ich habe meinen Jungen sowohl in Marburg, als hier alles wohl gefunden.
Allein Sie würden sich sehr wundern, unser Theater jetzt zuhren – warlich, neulich war eine Aufführung des Titus2 und der diebischen Aelster3, desgleichen mir noch nicht vorgekommen ist. Die Meßfremden schimpfen fürchterlich – das Deficit soll ungeheim seyn, und mehrere wollen ihre Logen aufgeben – es bleibt eben beim alten – es ist wirklich unbegreiflich. Vor einigen Tagen ist Spontini hierdurch, er geht also doch nach Berlin zurück, ich bin neugierig zu hören, wie es ihm dort gehen wird, wenn er sich nicht gutwillig beugt: die 2000 Th. pension wären mir lieber gewesen. Speier ist in Wien – sonst scheint die Messe schlechter zu werden, als je eine war.
Ich gehe nächsten Monath nach England und von dort im July nach Irrland, wo ich mein Oratorium dirigieren werde.
Mit freundlichem Gruße an Ihre liebe Frau, immer Ihr
 
aufrichtiger
Ferd. Ries



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Ries' Nachschrift in Magdalena Köhl an Spohr, 09.05.1829. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Ries an Spohr, 26.02.1833.
 
[1] Noch nicht ermittelt.
 
[2] La clemenza di Tito von Wolfgang Amadeus Mozart.
 
[3] La gazza ladra von Gioachino Rossini.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.07.2019).