Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287


Darmstadt den 1t Septbr. 1830.

Wohlgebohrner
Hochgeehrter Herr.

obgleich ich nach Ihrem lezten geehrten Schreiben vom 16t Augs. die Hoffnung beinahe aufgegeben habe, daß unsere Unterhandlungen zu einem erwünschten Resultat führen würden, so behielt ich mir, obgleich ich von Seiten der hiesigen Hoftheater General Intendanz wegen einer endlichen besondern Erklärung sehr gedrängt werde, dennoch einen Weg offen, der es mir bis jetzt noch möglich macht am 15 October, im Fall wir uns einigen, dem Wunsche Der Hochlöbl. Kurfürstlichen Hofhteater Direction zu folgen, bey Ihnen einzutreffen.
So wünschenswerth mir ein Angagement1 bey Ihrer Hofbühne ist; so finde ich jedoch die Anerbietung der Hoftheater Direction nicht unbedingt annehmbar. Waren und schienen Ihnen auch meine früheren Anforderungen etwas zu hoch; so steht durch auf andern Seite das Anerbieten was uns von Seiten der Hoftheater Direction gemacht wird, in keinem Verhältniß zu unsern hiesigen lebenslänglichen Angagement und unserer hiesigen lebenslänglichen Pension, welche wir aufgeben im Begriff stehen und in Berücksichtigung dieser aufzugebenden Vortheile hoffe ich meine zuletzt gemachte Forderung nicht für unbescheiden.
Damit Euer Wohlgebohren doch sehen, daß es mir Ernst ist, ein Angagement bey der Kufürstlichen Hofbühne anzunehmen und damit es nicht das Ansehen hat, als wollte auf meinen Forderungen beharren; so will ich von meiner gemachten Contract mit 3,500. Rth. für mich und 2,000. Rth für meine Frau2 nebst einem jährl. 6. Wöchentlichen Reise Urlaub abzuschließen mich bereit erklären, wenn uns zugleich die schriftliche Versicherung ertheilt werden solle daß, im Fall wir uns des Allerhöchsten Beifalls Sr Königl. Hoheit des Kurfürsten zu erfreuen, und uns keine Nachlässigkeit in unsere Kunstleistungen nachgewiesen werden kann, und überhaupt unser moralisches Betragen der Allerhöchsten Zufriedenheit sich zu erfreuen hat, uns im Laufe unserer Contract-Zeit eine lebenslängliche Anstellung mit einer lebenslängl. Pension (in dem dritten Theil unseres Gehalts bestehend, im Fall einer von uns in der Folge Dienstuntauglich werden sollte,) zu Theil werde.
In der festen Voraussetzung, daß diese gemachten Forderungen sich gewiß der allerhöchsten3 Zufriedenheit und gnädigsten Genehmigung Sr Königl. Hoheit zu erfreuen haben, glaube ich einen Umstand nicht unbekannt lassen zu dürfen, worüber ich bereits früher schon mündlich mit Euer Wohlgebohren zu sprechen das Vergnügen hatte. Nemlich ich habe bey meinem Abgang von hier einige Verbindlichkeiten gegen die Intendanz zu erfüllen, wozu ich eines Vorschusses benötigt bi; die Summe kann ich jetzt noch nicht bestimmt angeben, auf jeden Fall würde ich mich verbindlich machen, daß der Vorschuß in den ersten zwei Contract Jahren von meinem Gehalt in Abzug gebracht werden würde.
Eine bald gefällige Antwort entgegen sehend bitte ich die Gefälligkeit zu geben, dem Herrn General Director Feige von mir und meiner Frau der vorzüglichsten Hochachtung versichern zu wollen, mit der ich stets verbleibe
Euer Wohlgebohren

ganz ergebener
F. Vetter.

Autor(en): Vetter, Franz Xaver
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Feige, Karl
Miedke-Aschenbrenner, Wilhelmine
Wilhelm II. Hessen-Kassel, Kurfürst
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Darmstadt>
Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1830090144

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Vetter, 16.08.1830.

[1] Sic!

[2] Wilhelmine Miedke-Aschenbrenner.

[3] „allerhöchsten“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.06.2021).