Autograf: letzter Nachweis siehe Inhaltsangabe /vorher im Marschner-Nachlass Käthe Lenz in Hamburg, vgl. Druck)
Druck: Edgar Istel, „Fünf Briefe Spohrs an Marschner”, in: Festschrift zum 90. Geburtstage Sr. Exzellenz des Wirklichen Geheimen Rates Rochus Freiherrn von Liliencron, Leipzig 1910, S. 110-115, hier S. 111f.
Inhaltsangabe: Autographen. Sammlung Egelund u. a. m. Historische Autographen insbesondere aus der Zeit des 30jährigen Krieges ; Musik, Theater, bildende Kunst, Literatur und Wissenschaft […] Versteigerung 16., 17. Februar 1925 (= Katalog Henrici 100), Berlin 1925, S. 53

Cassel den 10ten Januar 30.
 
Hochgeehrter Herr,
 
Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dem guten Erfolg, den Ihre Oper1 bey der ersten Aufführung gehabt hat, und die Zusicherung, daß auch wir sie auf unserem Theater geben werden, da bey dieser nicht das Hindernis obwaltet wie bey der ersten. Doch hat die Direction mich noch nicht beauftragen wollen, Sie um gefällige Einsendung derselben zu bitten, da wir vorher noch 3 Opern (Räuberbraut, Macbeth, und eine von mir, deren Aufführung am Geburtstage des Kurfürsten durch das Durchgehen der Heinefetter unmöglich gemacht wurde2) zu geben haben, die bereits zum Austeilen fertig geschrieben vorliegen. Sobald der Zeitpunkt da seyn wird, wo ich Ihr Werk vornehmen kann, werde ich Sie um Einsendung desselben bitten.
Herr Binder in Prag hat im Herbst die Erlaubnis: einige meiner Gesangsstücke, deren Partitur er bereits (ich weiß nicht woher?) besaß, öffentlich aufführen zu dürfen, von mir verlangt und erhalten; daß ich durch solche es nicht gut heiße, daß er meine Musik in Ihre Oper3 einlegte, versteht sich von selbst! Kann es Sie trösten, daß es mir eben so ergangen ist, so wissen Sie, daß man in Wien eine oder 2 neue Nummern zu Faust komponirt hat.4 - In Berlin haben sie die Oper in drei Akten gegeben und eine ganz fremdartige Ouvertüre (zwar von mir) eingelegt.5 Achtung für das Kunstwerk darf man bey Spontini und den meisten Orchesterdirectoren nicht erwarten.
Mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ew. Wohlgeborn
ergebener
Louis Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Marschner an Spohr, 05.01.1830. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Marschner, 24.06.1831, aus dem sich noch ein früherer, derzeit verschollener Brief von Marschner an Spohr erschließen lässt.
 
[1] Der Templer und die Jüdin.
 
[2] Der Zweikampf mit der Geliebten (vgl. „Chronik der auf dem kurfürstlichen Hoftheater zu Cassel aufgeführten Opern seit dem 25sten July 1829”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 31 (1829), Sp. 642-645, hier Sp. 643).
 
[3] Der Vampyr.
 
[4] Noch nicht ermittelt.
 
[5] Die eingelegte Ouvertüre war die für Berlin komponierte zu Macbeth (vgl. Friedrich Curschmann an Spohr, 15.11.1829).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.10.2016).