Autograf: nicht ermittelt

Autor(en): Hesse, Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Paganini, Niccolò
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Breslau
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1829100731

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Hesse, 05.06.1829. Existenz und Inhalt ergeben sich aus Spohrs Antwortbrief vom 09.12.1829. Demnach übersendete Hesse an Spohr „Sachen”, vermutlich Kompositionen Hesses. Außerdem berichtete er über das Breslauer Musikleben. [Ergänzung 13.09.2021: Dem Antwortbrief zufolge erwähnt Hesse Niccolò Paganini. Vermutlich hatte dieser Teil des Briefs einen ähnlichen Inhalt wie Hesse an Christian Heinrich Rinck, 14.10.1829:
„[…] In Breslau wäre es dem guten Paganini bald schlecht gegangen, hören Sie: Paganini wurde vom hiesigen Senat der Universität, der kostbare Saal: die Aula Leopoldina, welcher eigentlich nur zur Aufführung von oratorien bestimmt ist, zu seinem Concert eingeräumt, mit der ausdrücklichen bedingung: daß er in der probe wenigstens eine Pieçe ordentlich spiele, damit auch arme Studenten, die nicht 2 Thaler auf dieses Konzert wenden konnten, Gelgenheit gegeben wurde, ihn zu hören; ich füge hier auch hinzu, daß dieser Saal sich im Universitäts-Gebäude befindet, mithin dem Senat und den Studenten gehört, welche auch das Recht haben, bei jeder Konzertprobe gegenwärtig zu sein. Die Probe war Sonnabend früh um 7 Uhr abberaumt, im Saale wartete schon die ganze Kapelle, und 1500 Studenten. Gegen 8 Uhr erschien Paganini, das Orchester spielte das erste Tutti seines es dur Konzerts mit vieler Präzision und Liebe, man war höchst gespannt ihn zu hören. Auf einmal fängt er an, spielt aber nur einzelne unverständliche Töne, und hat Publikum und Orchester auf eine ganz niedrige Art zum Narren. Unser alter würdige Schnabel giebt ihm seine Mißbilligung laut zu erkennen, doch das hilft alles nichts. Endlich entsteht unter den Studenten ein Murmeln, Pochen, Klopfen, Brüllen, Pfeifen; so daß man vom Orchester, sammt der türkischen Musik nichts hört. Paganini lacht dazu.
Mit einemmale springen 2 Studenten wüthend auf das Orchester, packen meinen Monsieur Paganini bei der Brust, und lassen ihm die Wahl, ob er sogleich eine Pieçe brillant spielen, oder zum Saal hinaus u zur Treppe hinunter geworfen sein will. Jetzt bekam Paganini Angst, zudem wollte sich auch Schnabel und das Orchester entfernen, er mußte also spielen. Ueberhaupt hat sich Paganini hier gemein benommen, er durfte deshalb auch blos 2 Konzerte im Saale geben. [...]“ (zit. n. Hubert Unverricht, „Adolph Hesses Korrespondenz von 1829 bis 1832 mit Christian Heinrich Rinck“, in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 47/48 (2006/07), S. 265-289, hier S. 274; zu Paganinis Aufenthalt in Breslau ab 24.07.1829 vgl. auch Julius Max Schottky, Paganini‘s Leben und Treiben als Künstler und Mensch; mit unpartheiischer Berücksichtigung der Meinungen seiner Anhänger und Gegner, Prag 1830, S. 191f.).]
Einen Anhalt für die Datierung gibt Spohrs Antwortbrief: „Allein sie kamen gerade an, wie ich im Begriff war, eine Geschäftsreise für das Theater anzutreten”. Dabei handelt es sich wohl um seine Reise nach Aachen, die er am 09.10.1829 begann (vgl. Louis Spohr an Dorette Spohr, 10.10.1829). Einen Postweg von mindestens zwei Tagen vorausgesetzt, entstand Hesses Brief also bis zum 07.10.1829.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.04.2016).