Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.6 <Zschiesche 18290616>
Inhaltsangabe 1: Katalog des Antiquarischen Bücherlagers von Albert Cohn (= Kat. Cohn 169), Berlin 1885, S. 35
Inhaltsangabe 2: Georg Kinsky, Versteigerung von Musiker-Autographen aus dem Nachlaß des Herrn Kommerzienrates Wilhelm Heyer in Köln im Geschäftslokal der Firma Karl Ernst Henrici. Montag, den 6 und Dienstag, den 7. Dezember, Bd. 1, Berlin 1926, S. 100

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Zschiesche
Sänger und Regisseur des
Königsstädter Theater
in
Berlin.
 
franco.
 
 
Cassel den 16ten
Juni 1829.
 
Wohlgeborner,
Hochgeehrter Herr,
 
Was ich früher vermuthete, hat sich nun bestätigt. Der Kurfürst erlaubt der Direktion nicht, Ihnen mehr als den Gehalt des Herrn Sieber zu bieten. Da nun niemand so sehr dabey1 interessirt ist, daß Sie der Unsrige werden, als ich, so fühle ich mich veranlaßt Ihnen nochmals zu schreiben und das zu wiederholen, was ich Ihnen bereits mündlich mittheilte; daß nämlich ein Gehalt von 1.600 Rth. hier vollkommen so viel ist, als einer von 20 - 2200 Rth. in Berlin und daß Sie, so wie ich die Verhältnisse hier kenne, bey Erneuerung Ihres Contrakts der Erfüllung Ihres Wunsches, eines Engagements auf Lebenszeit entgegen sehen dürfen, da Sie bis dahin mit unserm Opernrepertoire so verwachsen seyn werden, daß man Sie nicht wird gehen lassen können. Einem Künstler wie Sie, kann ich auch noch in Anschlag bringen, daß er Mitglied eines sehr achtungswerthen Künstlervereins werden soll, einer Oper, die, wenn nicht die beste, doch eine der besten Deutschlands ist.
Schließlich noch die Versicherung, daß ich Ihnen diese Zeilen nicht in der Absicht schreibe, um Sie zu etwas zu bereden, was Sie2 später gereuen könnte, sondern daß nur der Wunsch, die Lücke in unserm Opernpersonal durch einen durchaus tüchtigen Künstler ausgefüllt zu sehen, mich veranlassen konnte, Ihnen meine Ansicht der Sache mitzutheilen.
Da ich morgen wieder abrei[se3 und] erst später als der G.D.4 Feige nach Cassel zurückkehren werde, so werde ich erst durch ihn erfahren, ob Sie seine Offerte angenommen haben oder nicht.
Mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ew. Wohlgeb
ergebenster Dr.5
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Zschiesche, August
Erwähnte Personen: Sieber, Karl Ferdinand
Wilhelm II. Hessen-Kassel, Kurfürst
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1829061613

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Zschiesche an Spohr, 06.05.1829. Der nächste belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Zschiesche, 04.08.1829.
 
[1] „dabey“ über der Zeile eingefügt.
 
[2] Hier gestrichen: „Ihnen“.
 
[3] Eine Reise in die Schweiz (vgl. Spohr an Adolph Hesse, 05.06.1829).
 
[4] Abkürzung für „Generaldirektor“.
 
[5] Abkürzung für „Diener“.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.01.2017).