Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,127

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Offenbach a/m0
 
 
Cassel den 9ten
März 1829.
 
Geliebter Freund,
 
Die Angelegenheit mit Guhr lassen wir allso ruhen, bis ich nach Frankfurt komme.
Der Wechsel wird hoffentlich acceptirt werden. Er ist mir von einem sehr ernstlichem Menschen, dem Herrn Werner in Amsterdam als Bezahlung für eine Abschrift von Pietro von Abano überschickt worden und ich will wetten, daß das Handelshaus, das ihn ausgestellt, ihn auch bereits dem Herrn Baldeneker angezeigt hat, daß dieser dann, um Zeit zu gewinnen, eine Lüge fabricirt hat. Sollte Baldeneker nun die Zahlung weigern, so bitte ich, daß Sie die Güte haben wollen, dem Handelshause in Amsterdam die Anzeige zu machen. Sie wissen ja viel besser wie ich, was in solchen Fällen zu thun ist.
Die Partitur meiner Sinfonie habe ich leider selbst nicht und sie bey der 2ten Aufführung derselben hier schon vermißt. Der Verleger hat sie noch, er soll sie aber herausgeben, wenigstens zum Musikfeste in Nordhausen. – Die Sinfonie läßt sich übrigens aus dem 4 händigen Clavierauszuge gut dirigiren, da die Stimmen correkt sind, und alles, die Menuett etwa ausgenommen, ziemlich leicht ist. Sollten Sie diesen 4 händigen Auszug nicht haben, so steht er sehr gern zu diensten.
Nun noch eine recht große Bitte: Sie erbaten sich bey Ihrem Hierseyn, mir einmal guten Tischwein besorgen zu wollen. N[un]1b bin ich mit der letzten S[endung] von Herrn Dupré1 sehr unzufr[ieden und] ich frage daher bey Ihnen an, ob Sie mir wohl ein Ohm2 leichten aber guten Oberrheinischer Tischwein, zwischen 40 und 50 fl. die Ohm, bestellen mögten und ob ich ihn wohl in 3-4 Wochen spätestens erhalten könnte? – Sollten Sie sich damit nicht befassen können, so melden Sie es mir doch gleich, da die Sache eile hat. – Herzliche Grüße an die lieben Ihrigen. Stets ganz der Ihrige Louis Spohr.
 
NS. Unser erster Bassist Sieber ist plötzlich gestorben; wissen Sie uns keinen recht tüchtigen Sänger an seiner Stelle zu empfehlen? – Meine Opern ruhen nun wieder alle.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Baldenecker, Conrad
Dupré, Adam
Guhr, Carl
Sieber, Karl Ferdinand
Werner, C.J.
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Pietro von Abano
Spohr, Louis : Sinfonien, op. 78
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Kassel
Nordhausen
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1829030902

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen verschollenen Brief von Speyer an Spohr. Speyers Antwortbrief ist ebenfalls verschollen.

[0] [Ergänzung 17.08.2021:] Auf dem Adressfeld befindet sich links unten der Poststempel „CASSEL / 9 MERZ [18]29“.
 
[1] Vermutlich der Mainzer Weinhändler Adam Dupré.
 
[1b] [Ergänzung 17.08.2021:] Textverluste durch Siegel-Ausschnitt.

[2] Mengenmaß für Wein (vgl. Johann Carl Leuchs, Vollständige Weinkunde oder der europäische Kellermeister. Ein ausführliches Handbuch zur Bereitung, Wartung, Pflege und Kenntniß der natürlichen und künstlichen Weine, Nürnberg 1829, S. 125, Anm. *). 
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.03.2016).