Autograf: Historisches Archiv der Stadt Köln (D-KNa), Best. 1051 A 23, S. 141-144
Druck: Reinhold Sietz, Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel (1826-1861). Beiträge zu einer Biographie Ferdinand Hillers, Bd. 1 (= Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte 28), Köln 1958, S. 6f.

Sr. Wohlgeb.
Herrn Ferdinand Hiller
in Frankfurt a/m

franco.0


Cassel den 20sten
Sept. 1828.
 
Wohlgeborner Herr,
 
Für gütige Übersendung Ihres Quartetts sage ich Ihnen den verbindlichsten Dank. So wie unsere Quartettparthien wieder begonnen haben, werde ich mir das Vergnügen verschaffen, es zu hören.
Ein Aufenthalt in Paris ist für einen jungen Künstler gewiß in vieler Hinsicht sehr bildend, wenn er Charakterfestigkeit genug besitzt, um dem Verlockenden in Kunst und Leben zu wiederstehen. Zu dem erstern gehört das bloß Glänzende in der Virtuosität und das Effekthaschen in der Komposition, dem die französischen Künstler größtentheils nachjagen. Ein Deutscher muß sich aber davon frei halten und dem Tiefern und Innigern nachstreben. Daß Sie dieß werden, dafür bürgt der solide Grund, den Sie bey Hummel1 gelegt haben.
Dem Klavierspieler Pixis in Paris bringen Sie meine herzlichsten Grüße. Sie werden in ihm einen tüchtigen Künstler und braven Mann kennen lernen. Er wird Ihnen gewiß gern und gut rathen, wie Sie Ihre Zeit am fruchtbringendsten benutzen können. Mit dem herzlichen Wunsche, daß Sie mit Ihrem Aufenthalt in Paris recht zufrieden seyn mögen, unterzeichnet hochachtungsvoll
 
Ew. Wohlgeb.
ergebener Dr.2
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hiller, Ferdinand
Erwähnte Personen: Hummel, Johann Nepomuk
Pixis, Friedrich Wilhelm
Erwähnte Kompositionen: Hiller, Ferdinand : Quartette, Vl Va Vc Kl, op. 1
Erwähnte Orte: Paris
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1828092013

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Hiller an Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hiller an Spohr, 10.10.1843.

[0] [Ergänzung 05.07.2022:] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „CASSEL / 22SEP1828“, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags der Stempel „FRANKFURT / 23 / SEPT / 1828“.

[1] Hummel ist auch Widmungsträger des Klavierquartetts op. 1.
 
[2] Abkürzung für „Diener“.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.05.2019).