Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,120

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Offenbach a/m


Cassel den 4ten Mai
28.

Geliebter Freund,

Leider habe ich meinen Reiseplan für die Ferienzeit abändern müssen und es wird mir nicht die Freude zu Theil werden, Sie in Offenbach aufsuchen zu können. Der Arzt findet es nöthig, daß wir beyde, meine Frau und ich nochmals nach Nenndorf gehen und so werden wir allso, nachdem ich das Musikfest in Halberstadt dirigirt habe, zuerst auf 8 Tage nach Hamburg, von dort auf dem Dampfboot die Elbe hinunter bis Cuxhaven und dann für den Rest der Ferienzeit nach Nenndorf gehen. Nun ist mir der Gedanke, Sie dieses Jahr gar nicht sehen zu sollen, sehr niederschlagend und ich wünsche daher, Sie bekommen Lust uns Pfingsten zu besuchen und machten mit Schnyder, der Cassel dann zu besuchen gedenkt, die Reise gemeinschaftlich, es sei denn, daß Sie auch Ihre Frau mitbringen gesonnen wären, was unsere Freude erst vollständig machen würde! Cassel ist Pfingsten in seinem größten Glanz[e,] auch giebt es dann für Sie einiges Musikalisch-Neue. Am 1sten Pfingstage ist Concert im Theater, wo ich ein neues Violin-Concert von mir spielen werde. Auch soll meine neue Sinfonie (die ich, beyläufig gesagt, für die beste Instrumental-Komposition, die ich noch zustande gebracht habe, halte) wieder gemacht werden. Am 2ten Festtage ist dann große Oper. – Wilhelmshöhe hat auch eine neue Verschönerung erhalten und jetzt ein Wirtshaus, daß unter die größesten und schönsten der Welt gehört. Den 2ten Festtag würden wir dann zusammen dort zubringen. Sie müßten aber noch einige Tage vor dem Fest kommen, da ich Mittwoch den 28sten schon nach Halberstadt abreisen muß.
Den einliegenden Br. bitte ich an Schnyder zu geben.1 Mögte er doch Veranlassung seyn daß Sie sogleich die Reise hieher mit [ihm] verabreden.
Für Ihre Schritte bey Guhr danke ich herzlich. Ries ist, wie ich mit Bedauern höre, sehr krank gewesen; Schnyder schreibt2, Ries erwarte einen Brief von mir; ich habe ihm aber jetzt nichts zu schreiben. Sobald ich seine Oper werde vornehmen können, werde ich ihn zeitig genug darum anersuchen.
Schreiben Sie mir recht bald, ob unsere Hoffnung, Sie Pfingsten bey uns zu haben, realisirt werden kann.
Mit inniger Freundschaft stets ganz

der Ihrige
L. Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 25.03.1828. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 25.08.1828.

[1] Dieser Brief ist bislang verschollen.

[2] Dieser Brief ist bislang verschollen.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.03.2016).