Autograf: Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (A-Wgm), Sign. Briefe Louis Spohr 1
Druck: Horst Heussner, Die Symphonien Ludwig Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anhang, S. 27

Hochwohlgeborener Herr,
hochverehrter Herr Hofrat.
 
Vor einigen Tagen habe ich, beigeschlossen einem Paket Musikalien von Herrn Haslinger1, die auf Weiterbeförderung in Leipzig aber lange gelegen haben scheinen, das Diplom2 als Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde des Östreichischen Kaiserstaates erhalten. Ich beeile mich, der Gesellschaft hiermit meinen innigsten Dank für die mir erzeigte Ehre auszusprechen. Sie wird mir ein Sporn sein zu neuen Anstrengungen, um mich solcher Auszeichnung würdig zu zeigen.
Zugleich spreche ich mit dem Wunsche, daß die Gesellschaft mein Oratorium: „die letzten Dinge” einer großen Aufführung einmal würdig finden möge, das Anerbieten aus, ihr zu diesem Behuf als ein Zeichen meiner Achtung und Dankbarkeit eine Abschrift der Partitur überschicken zu wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit habe ich die Ehre zu sein
 
Ew. Hochwohlgeb.
ergebenster Diener
Dr. Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Gesellschaft der Musikfreunde
Kiesewetter, Raphael Georg
Erwähnte Personen: Haslinger, Tobias
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Leipzig
Wien
Erwähnte Institutionen: Gesellschaft der Musikfreunde <Wien>
Haslinger <Wien>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1828022515

Spohr



Heussner deutet die Angabe von fremder Hand „praes d. 10ten Merz 828.“ als autografes Briefdatum Spohrs mit unleserlichem Ort. Es handelt sich aber offensichtlich um das Datum, an dem die Gesellschaft der Musikfreunde Spohrs Brief offiziell zur Kenntnis nahm. Demnach könnte Spohrs Brief Ende Februar oder Anfang März entstanden sein. Da das Ehrenmitgliedschaftsdiplom auf den 26.10.1826 datiert ist (vgl. Findbuch „Nachlass von Louis Spohr”, S. 4; C[arl] F[erdinand] Pohl, Die Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates und ihr Conservatorium. Auf Grundlage der Gesellschafts-Acten bearbeitet, Wien 1871, S. 61), erscheint selbst bei dem von Spohr beschriebenen, offensichtlich langen Postweg unwahrscheinlich, dass das Paket fast 1½ Jahre in Leipzig lag.
 
[1] Haslingers Begleitschreiben, das dieser Sendung vermutlich beilag, ist derzeit verschollen.
 
[2] Heute in: Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 2° Mus. 1500, Sp. 10,27.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.06.2016). Zunächst nach dem Druck ediert; nach dem Autograf kollationiert (18.07.2023).