Autograf: The British Library London (GB-Lbl), Sign. Add MS 33965 f 317-318
Sr. Wohlgeb.
Herrn [J.M.]1 Marx
Mitglied des Theaterorchesters
Lit. C. No 2 bey Herrn
[Schnyder zu Warthensee in(?)]2
Frankfurt a/m
franco.
Cassel den 7ten
Januar 28.
Geehrter Herr,
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die Dedication der Lieder, die ich mit großem Vergnügen von neuem durchgesungen habe. Gern mögte ich Ihnen nun auch etwas für Ihre 3te Klasse3 schicken; allein die Chöre aus dem jüngsten Gericht und aus dem befreiten Deutschland sind viel schwerer als die Chöre aus den Opern. Vielleicht finden Sie aber einiges für Ihren Zweck taugliche in den „letzten Dingen“.
Ihr Opern-Dichtungs-Talent mögte ich wohl einmal in Anspruch nehmen, wenn mir erst wieder die Lust, eine Oper zu komponiren, ankömmt. Im nächsten Frühjahr komme ich nach Frankfurt; dann wünsche ich Ihre bisherigen Arbeiten dieser Gattung näher kennen zu lernen und mich mit Ihnen über den Plan einer Oper zu besprechen. Wollen Sie sich unterdeß um einen Stoff umsehen, so muß es ein heiterer aus der wirklichen und nicht aus der Feen-Welt seyn.
Herrn Baldenecker werde ich zu einer andern Zeit recht gern die Partitur des Berggeistes bringen; jetzt kann ich sie nicht entbehren, da die Oper auf dem nächsten 14tägigen Repertoire steht. Ich meine aber, man könne das Arangement für mehrere Piano‘s recht gut nach dem 4händigen Clavierauszuge machen, da in diesem sämtliche Gedanken der Partitur enthalten sind das übrige doch nur noch Verdoppelungen sind.
Unter herzlichen Grüßen an Herrn Schnyder mit wahrer Hochachtung und Freundschaft ganz
der Ihrige
Louis Spohr.
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Marx, J.M. |
Erwähnte Personen: | Baldenecker, Nicolaus Schnyder von Wartensee, Franz Xaver |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Das befreite Deutschland Spohr, Louis : Der Berggeist Spohr, Louis : Das jüngste Gericht Spohr, Louis : Die letzten Dinge |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Museumsgesellschaft <Frankfurt am Main> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1828010744 |
[1] Im Autograf vollkommen verwischt. Die Transkription folgt hier einem Katalog der British Library (Augustus Hughes-Hughes, Catalogue of Manuscript Music in the British Museum, Bd. 3, London 1909, S. 532; der aktuelle OPAC der British Library führt diesen Brief nicht einzeln auf (Abruf 05.07.2022)). „J.M. Marx“ könnte sich auf den Cellisten Joseph Mattern Marx beziehen, der jedoch bereits seit 1826 Hofmusikdirektor in Karlsruhe war und dann offensichtlich nicht gleichzeitig Theatermusiker in Frankfurt (vgl. Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition). Da der Empfänger dieses Briefs im Vorbrief offensichtlich Spohr um Bereitstellung für Material für die „3te Klasse“ (vgl. Anm. 3) bittet, muss es sich jedoch um einen Musiker handeln, der zu dieser Zeit aktiv im Frankfurter Museum wirkte.
[2] Kaum leserlich, weil schwarz durchgestrichen.
[3] Die „dritte Klasse“ war die Abteilung des Frankfurter Museumsvereins, die die Konzerte veranstaltete.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.02.2024).