Autograf: nicht ermittelt
Druck: Herfried Homburg, „Louis Spohrs erste Aufführung der Matthäus-Passion in Kassel. Ein Beitrag zur Geschichte der Bachbewegung im 19. Jahrhundert“, in: Musik und Kirche (1958), S. 49-60, hier S. 53f.
Hochgeehrtester Freund,
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren lieben Brief. Die neue Oper ist schon fertig und ich werde sogl. mit den Vorbereitungen zu den Proben beginnen, denn ich bin sehr begirig1, die Wirkung der Musik zu hören. Im October wird die erste Aufführung seyn und wir erwarten dazu bestimmt wieder Ihren Besuch. Den genauen Tag werde ich Ihnen noch melden. Hoffentlich können Sie von Ihren Geschäften dann loskommen.
Curschmann hat mir jetzt die copirte Part. des gr. Passions2 Oratoriums mitgebracht und ich bin davon im höchsten Maaße überrascht. Wie man das hier machen kann, weiß ich freylich noch nicht. Mündlich mehr darüber, jetzt hat es Hauptmann, der sich mehr noch wie ich dafür interessirt.
Ihrer lieben Frau und Ihnen die herzlichsten Grüße.
Der Ihrige Louis Spohr
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Lueder, Christian Friedrich |
Erwähnte Personen: | Curschmann, Friedrich Hauptmann, Moritz |
Erwähnte Kompositionen: | Bach, Johann Sebastian : Matthäus-Passion Spohr, Louis : Pietro von Abano |
Erwähnte Orte: | Kassel |
Erwähnte Institutionen: | Hofkapelle <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1827081305 |
Dem Druck zufolge gibt das Autograf weder Ort, Datum noch Empfänger an. Homburg identifiziert die erwähnte Oper mit Pietro von Abano, die als einzige von Spohrs Opern im Oktober uraufgeführt worden sei. Das so ermittelte Datum 1827 lässt sich durch die Nennung Friedrich Curschmanns in diesem Brief im Vergleich zu einem Brief von Moritz Hauptmann an Franz Hauser, 20.07.1827 eingrenzen: „Curschmann ist noch nicht zurück, wegen der Passion hab’ ich daher noch keine Nachricht“ (Briefe von Moritz Hauptmann [...] an Franz Hauser, hrsg. v. Alfred Schöne, Leipzig 1871, Bd. 1, S. 13-16, hier S. 13). Demnach grenzt Homburg das Briefdatum zwischen 20.07. und Ende September 1827 ein. Eine weitere Eingrenzung erscheint über Spohrs Hinweis auf die bereits beendete Komposition der Oper möglich. Am 05.08.1827 schrieb er an Wilhelm Speyer: „die neue Oper ist bis auf die Ouvertüre fertig und bereits in den Händen der Abschreiber. In 14 Tagen beginnen die Proben und in den ersten Tagen des Oktober, denke ich, soll sie gegeben werden.“ Demnach dürfte dieser Brief zwischen 06. und 20.08.1827 entstanden sein.
Homburg zufolge könne der Brief nur an Christian Friedrich Lueder gerichtet sein (vgl. S. 54). Auch wenn diese Vermutung Spekulation bleibt, ist sie hier mit Vorbehalten übernommen. Da zwischen dem letzten erhaltenen Brief jener Korrespondenz, Lueder an Spohr, 06.10.1822, und dem nächsten erhaltenen Brief, Lueder an Spohr, 10.01.1834, eine große Lücke klafft, lässt sich auch mit Gegenbriefen diese These nicht stützen.
[1] Sic!
[2] Homburg transkribiert hier „Pahsions“.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.09.2020).