Autograf: Stadtmuseum Dresden, Museen der Stadt Dresden, Schriftgutsammlung, Sign. SMD_SD_2021_00180
Digitale Edition: Museen der Stadt Dresden – Sammlungen Online

Sr. Wohlgeb.
Herrn B. Hausmann
in
Hannover.

franco.1


Nenndorf den 27ˢᵗᵉⁿ
Juni 27.

Geehrtester Freund,

In der Voraussetzung, daß Sie Ihren Vorsatz während unserer Anwesenheit einmal hieher zu kommen, noch auszuführen gedenken, lade ich Sie ein den nächsten Sonntag den 1ˢᵗᵉⁿ Juli dazu zu wählen, indem Gerke aus Cassel an diesem Tage Nachmittags 4 Uhr ein Concert geben wird. Sehnlicher noch als ich, hofft Gerke darauf, weil er sich mit der Hoffnung schmeichelt, daß wir ihm dann auch accompagniren werden, wodurch es ihm möglich werden würde, von meinen Sachen zu spielen. Freilich bedürften wir aber dazu auch eines Violoncellos. Sollten Sie uns daher durch Ihre Überkunft erfreuen wollen, so böten wir besonders, ja den Prell nicht zurückzulassen. Sollten Sie dieses Concert durch Ihre Mitwirkung und Vermittelung zu dem brillantesten erheben wollen von allen, die Nenndorf erlebt hat, so würde dieß geschehen, wenn Sie irgend ein singendes Subjekt mitbringen oder zu der Parthie hieher bereden könnten. Dann könnten wir den Nenndorfern ein vollständiges Vokal- und Instrumental-Concert aufführen. An Besuch wird es dem Concert sicher nicht fehlen da alle die vielen Casseler Familien die jezt hier sind, große Gönner von Gerke sind, besonders der Minister Schminke und H v. Meisebug. Auch wird es hier in der Umgegend bekannt gemacht. Um dieselbe Gefälligkeit bitte ich Sie für Hannover, weil es manchem, der eine Parthie hieher projektirt, Veranlassung werden könnte, den nächsten Sonntag dazu zu wählen. – So war hier z. B. von 14 Tagen eine jüdische Familie aus Hannover, die eine wahre Musikwuth zu haben schien, wenn ich nicht irre, mit Namen Schack. Diese würde, wenn sie es erführe, des Concertes wegen gewiss noch einmal kommen und so vielleicht mehrere.
Entschuldigen Sie aber ja gütigst d[ie Dring]ligkeit, mit der ich Ihnen diese Bitten vorgetragen habe2 und schreiben Sie sie nur dem Wunsche zu, dem Gerke, dessen Talent und Fleiß ich achte, nützlich werden zu wollen und dem, einen Tag (die mir hier sehr langweilig zu werden anfangen,) in Ihrer Gesellschaft vergnügt zu verleben.
Die herzlichsten Grüße von uns an Ihre Fr. Gemahlin.
Mit inniger Freundschaft stets ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

P.S. Sollte vor Sonntag eine Post hieher gehen, so bitte ich sehr, mich mit ein paar Zeilen Antwort zu erfreuen.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hausmann, Bernhard
Erwähnte Personen: Gerke, Otto
Prell, August Christian
Rivalier von Meysenbug, Carl
Schmincke, Friedrich Christoph von
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Nenndorf
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1827062717

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Hausmann an Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hausmann, 08.10.1828.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „Nenndorf“, darüber der Stempel „28 / JUN“.

[2] Hier am Wortende gestrichen: „n“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.09.2021).