Autograf: Stadtmuseum Dresden, Museen der Stadt Dresden, Schriftgutsammlung, Sign. SMD_SD_2021_00179
Digitale Edition: Museen der Stadt Dresden – Sammlungen Online
Herrn B. Hausmann
Wohlgeb.
in
Hannover.
franco.1
Nenndorf den 16ᵗ
Juni 27.
Indem ich Ihnen, verehrter Freund für Ihre gütige Benachrichtigung herzlichst danke, bedaure ich nur, auf das Vergnügen, den D.J.2 in Hannover zu hören, Verzicht leisten zu müssen, da ich halb lahm bin und mich für jezt ohnmöglich zu einer Reise mobil machen kann. Die ersten Bäder haben nämlich mein altes Übel am Knie3 so aufgerührt, daß ich herum hinke wie damals gleich nach dem Anfall und erst seit gestern spüre ich einige Linderung.
Recht sehr hoffe ich aber, Sie werden den projectirten Besuch von Nenndorf in Gesellschaft Ihrer Fr. Gemahlin und den beyden Musikern nicht auch aufgeben und uns recht bald durch Ihre Ankunft erfreuen. Recht lieb wäre es mir, wenn ich es ein paar Tage vorher erfahren könnte, um mich ein wenig einzuspielen. Denn bis jezt habe ich bey der Hitze auch nicht die mindeste Lust gehabt meine Geige aus dem Kasten zu nehmen; da sich nun aber nach dem gestrigen Gewitter die Luft ein wenig abgekühlt hat, so könnte ich von den 3, der Arbeit gewidmeten Stunden auch wohl eine der Geige widmen, obgleich es mich mehr zur Komposition zieht, doch jezt eine äußerst wichtige und interessante Scene der Oper in Arbeit habe.
Der Aufenthalt in Nenndorf gefällt uns übrigens recht wohl und wir finden es weniger langweilig hier, als wir fürchteten. Auch hegen wir beyde die Hoffnung, daß die Cur uns Nutzen bringen wird.
Unter herzlichen Grüßen meiner Frau an die liebe Ihrige mit wahrer Freundschaft stets ga[nz]
der Ihrige
L. Spohr.
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Hausmann, Bernhard |
Erwähnte Personen: | Hausmann, Friederike |
Erwähnte Kompositionen: | Mozart, Wolfgang Amadeus : Don Giovanni |
Erwähnte Orte: | Nenndorf |
Erwähnte Institutionen: | Hoftheater <Hannover> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1827061617 |
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „Nenndorf“, links darüber der Stempel „17 / JUN“.
[2] Vermutlich „Don Juan“ (Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart).
[3] In seinen Memoiren erwähnt Spohr Knieprobleme in Bezug auf Nenndorf erst für 1832 (Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 155f., Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 191f.).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.09.2021).