Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 2° Ms. mus. 1500[Sp. 75,14
[Beleg 1: A Collection of Choice Manuscripts, Incunables, Books of Hours, Maps Music Autographs, Woodcut Books. In commemoration of the 50th anniversary of Ludwig Rosenthal‘s Antiquarian Book store (= Katalog Rosenthal 130), München 1909, S. 42]
Beleg 2: Handschriften & Miniaturen aus Europa, Asien und Afrika VIII.-XIX. Jahrhundert (= Katalog Rosenthal 155), München o.J., S. 68
Beleg 3: Josef Viktor Widmann und kostbare Musik-Autographen und -Manuscripte, z.T. aus den Nachlässen von Felix Mottl und A.W. Gottschalg (= Katalog Liepmannssohn 41), Berlin 1913, S. 124
[Beleg 4: Bücher, Manuskripte, Autographen […] (= Katalog Karl & Faber 31), München 1949, S. 58]

Sr. Wohlgeb
Dem Herrn Musikdirektor
Blumröder.
in Nürnberg.
 
d.g.
Nebst einer Partitur.
 
 
Cassel den 2ten Juni
27.
 
Wohlgeborner
Hochgeehrter Herr,
 
Indem ich Ihnen für die gütige Mittheilung Ihres Werks1, dessen Durchsicht mir viel Vergnügen gewährt hat, den ergebensten Dank sage, bedauere ich, von demselben für den Augenblick für unsere Bühne keinen Gebrauch machen zu können, da noch 6 oder 7 Opern, zum Theil schon ausgeschrieben, vorräthig liegen und des Einstudirens warten und unsere Generaldirection nicht eher wieder anschaffen will, bis diese, wenigstens zum Theil in Scene gesetzt sind. Ich sende Ihnen daher Buch und Partitur verlangtermaßen durch Herr Backofen wieder zurück.
Was nun das Werk selbst betrifft, über das Sie ein Urtheil von mir wünschen, so habe ich fast nur Lobenswerthes darin gefunden, besonders ein Streben nach Charakteristik der Personen, welche Anerkennung finden wird. Wollen Sie mir eine Bemerkung für künftige ähnliche Arbeiten erlauben, so sey es die: daß Sie in den melodischen und rhythmischen Einschnitten des C Takts die ermüdende Einförmigkeit zu vermeiden haben, die alle C Takte des Opferfestes so ermüdend und langweilig macht und die in neuerer Musick sorgfältig vermieden wird. Überhaupt werden Sie sich bey künftigen Arbeiten immer mehr von den veralteten undramatischen Formen loßzumachen wissen; ein Joch, das Mozart in seinen 3 kl. Opern abwarf, von dem sich Winter aber nie zu befreien wußte.
Als Beweis der Hochachtung Ihres Talents mögen Sie es gütig aufnehmen, daß ich Ihrer Aufforderung gemäß, das vorstehende niederschrieb.
Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn
 
Ew. Wohlgeb
ergebenster Diener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Blumröder, Johann Ernst Gottfried
Erwähnte Personen: Backofen, Johann Georg Heinrich
Erwähnte Kompositionen: Blumröder, Johann Ernst Gottfried : Die Bürgschaft
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1827060214

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Blumröder an Spohr.
 
[1] Aus Spohrs folgenden Ausführungen geht hervor, dass es sich um eine Oper handeln muss, vermutlich Blumröders 1823 uraufgeführte Die Bürgschaft. Seine anderen Opern (Die Jagd, Der Zaubertrank und Turandot) entstanden noch in seiner Münchener Zeit um 1810, waren also nicht mehr aktuell (vgl. Pfann, „Ernst Blumröder, Stadtmusikdirektor und Kantor in Nürnberg”, in: Erinnerungsblätter für die Mitglieder des Nürnberger Sängertages 5 (1859), S. 34-38, hier S. 35f.).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.12.2016).