Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,106
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 95f. (teilweise)

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Offenbach a/m
 
Nebst einem
Paquet Musikalien
in blau Papier
gez. H.W.S.
 
 
Cassel den 1sten Februar
27.
 
Geliebter Freund,
 
Beykommend erhalten Sie die beyden Exemplare meines Oratoriums.1 Ein 3tes Exemplar habe ich für Herrn Herz, als Gegengeschenk für die, mir von ihm zugesandten Sachen2, beygefügt. – Von Schelble habe ich immer noch keine Antwort. Wenn er meinen Circularbrief bey den Mitgliedern seines Vereins herumgehen ließe, könnte er mir von großem Nutzen seyn. Können Sie ihn gelegentlich einmal daran erinnern, so bitte ich darum.
Für Schnyder lege ich auch noch ein Exemplar bey. Ich bitte, überreichen Sie es ihm in meinem Namen.
Von Wilhelm Müller in Dessau, an den ich wegen einer Oper geschrieben hatte, habe ich nun eine ablehnende Antwort erhalten.3 Ich bin aber jetzt aus aller Noth! Ein junger Dichter4 hier von vielem Talent (ich habe Ihnen einmal von ihm ein Gedicht geschickt) hatte, ohne daß ich es wußte die Novelle von Tieck „Pietro von Abano” als Oper bearbeitet. Der Komponist Herr Curschmann brachte sie mir in seiner Freude zur Ansicht und ich habe sie ihm abgeschwatzt. Der Dichter hat mir nun bereits vom ersten Akt (sie wird denn nur 2 haben) die nöthigen Abänderungen gemacht und ich werde in ein paar Tagen zu arbeiten anfangen. Das Buch entspricht ganz und gar meinen Wünschen und noch nie habe ich eine Arbeit mit solcher Liebe begonnen. – Meine 3 neuen Quartetten sind nun fertig. Das 3te habe ich eben beendigt und selbst [no]ch nicht gehört.
Herzliche Grüße von uns allen an die lieben Ihrigen. Stets ganz
 
der Ihrige
L. Spohr.
 
NS. Ich werde, wenn ich in ein paar Tagen Gollmick und Döring die verlangten Exempl sende, das Geld an Sie auszahlen lassen und bitte es auf Abschlag meiner Schuld zu behalten.



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 13.01.1827. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 04.03.1827.
 
[1] Die letzten Dinge.
 
[2] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
 
[3] Vgl. Wilhelm Müller an Spohr, 08.01.1827.
 
[4] Carl Pfeiffer.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (29.02.2016).

Cassel, 1. Februar 1827.
 
... Ich bin aber jetzt aus aller Not. Ein junger Dichter hier von vielem Talent hatte, ohne daß ich es wußte, die Novelle von Tieck, ,Pietro von Abano’ als Oper bearbeitet. Der Komponist Curschmann brachte sie mir in seiner Freude zur Ansicht und ich habe sie ihm abgeschwatzt. Der Dichter hat mir nun bereits die nötigen Abänderungen gemacht und ich werde in ein paar Tagen zu arbeiten anfangen. Das Buch entspricht ganz und gar meinen Wünschen und noch nie habe ich eine Arbeit mit solcher Liebe begonnen ...