Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Ew Wohlgebohren

verehrliches Schreiben pp vom 5t d habe ich am 13t erhalten, und mit der gebührenden Aufmerksamkeit gelesen und wieder gelesen. Hätten Sie keine andere Abänderung gewünscht, als die hinsichtlich des musikalischen Textes, so würden wir uns sehr bald verständigt haben, da hier der Komponist die erste Stimme hat, und der Dichter sich derselben, selbst gegen seine Ueberzeugung, unterordnen soll, Da Sie aber eine gänzliche Umgestaltung im Organismus des dramas vornehmen, d. h. ein ganz anderes Werk verlangen, so geht mir hieraus die klare Ueberzeugung hervor, daß meine Oper Sie durchaus nicht angesprochen hat, daß Sie also dieselbe nimmer mit jener Liebe komponiren würden, ohne welche nicht einmal der Satz eines Liedes, geschweige denn die Komposition eines dramatischen Werkes gelingen kann. Ich enthalte mich also, Ihnen meine reiflich-vorher-erwogenen Gegengründe, weshalb ich so – und nicht anders – erfand, auseinander zu setzen, da Gründe Sie unmöglich für ein Gedicht begeistern können, das Ihren Erwartungen so wenig, so gar nicht entsprach; und vermag ich Ihnen nur die Versicherung zu geben, daß erstlich eine so totale Umgestaltung eines Werkes, mir wenigstens, eine Sache der Unmöglichkeit ist; und dann, daß ich ohne alle Empfindlichkeit, wenn auch mit Bedauern meine Arbeit zurücknehme, indem ich die Ehre habe zu verharren
mit aller Hochachtung

Ew Wohlbohren
ganz ergebener Diener
Ludwig Robert

Karlsruhe d 14t Xbr 1826

Autor(en): Robert, Ludwig
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826121449

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Robert, 05.12.1826.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.07.2022).