Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Darmstadt den 12 Dec. 1826.
In Erwiderung Ihres Verehrlichen v. 22 Oct, habe die Ehre, die Beilage1 zu überreichen. Unter den vorliegenden Umständen schien es mir nicht angemessen, daß ich von Ihrer brieflichen Mittheilung, so wie von vielen ähnlichen, zum Zweck öffentlicher Bekanntmachung an mich eigens ergangenen, von Reicha, Telensperger, Deycks, Grosheim, Schnyder, Ries, Woeltge, tc2 offentlichen Gebrauch mache, indem ich fast besorgen müßte, es möge aussehen, wie eine zusammen-collectirte Sammlung guter Attestate oder wie Herrn Stadlers3 Versicherung, daß alle die u. die Herrn ihm Recht gegeben haben. – Jedenfall würde in einem durch meine Hand gegangenen Abdrucke ihrer Bestimmung, dieselbe gewiß minder gewichtvoll erscheinen, als wenn Sie dieselbe auf irgend eine andre Art aussprechen wollten u. deßhalb glaubte ich, besser zu thun, von Ihrer gütigen Erlaubniß wenigstens jetzt nicht Gebrauch zu machen, Ihrem Gefühle anhingebend, ob u wie Sie etwa geneigt sein werden, sich über diese, durchaus allzuunwürdige u treulose Obscurantenkniffe dem Publikum verdunkelte und verunstaltet vorgespiegelte Sache, auszusprechen. Daß es wünschenswerth wäre, und die Sache es auch wol verdiente, daß Männer von entschiedenem Gewichte endlich auch keinen Anstand nähmen, sich offen u. öffentlich auszusprechen, ist freilich nicht zu verkennen, allein gewiß wird jeder solche Ausspruch nur dann ganz unbefangen erscheinen, wenn er nicht durch meine Hand geht, da ich nun einmal dafür gelte, als habe ich Partei gegen das Werk genommen.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung
Ihr gehorsamster Diener
GWeber
Nachschrift.
Die agirte Anekdote der Entstehungsgeschichte ist mit 2 Worten die: Der Besteller bestellte es insgeheim für seine Composition, u. führte es so als seine Composition in Neustadt auf. – Diesen Brief von Krüchten4 darf ich drucken lassen, sobald André einen von ganz gleichem Inhalte von einerm andren Augenzeugen, in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Req. wird bekannt gemacht haben.5
Autor(en): | Weber, Gottfried |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Deycks, Ferdinand Grosheim, Georg Christoph Krüchten, Joseph Reicha, Anton Ries, Ferdinand Schnyder von Wartensee, Franz Xaver Stadler, Maximilian Telensperger Woeltge |
Erwähnte Kompositionen: | Mozart, Wolfgang Amadeus : Requiem |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826121243 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Weber, 22.10.1826.
[1] Gottfried Weber, „Weitere Nachrichten über die Echtheit des Mozartschen Requiem“, in: Caecilia 4 (1825), S. 257-352.
[2] Andere Schreiben druckte Weber ab (ebd., S. 286-311).
[3] Maximilian Stadter griff Webers Überlegungen zum Requiem an (Verteidigung der Echtheit des Mozartischen Requiem, Wien 1826).
[4] Vgl. „Weitere Nachrichten“, S. 305f.; ders., Rez. „W.A. Mozarts Missa pro defunctis Requiem […]“, in: ebd. 6 (1827), S. 193-230, hier S. 217-226.
[5] Ebd., S. S. 211ff.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.08.2021).