Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C.F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 181f.

Cassel den 1sten
December 26.1

Geehrter Freund,

Ihrem Verlangen, Ihnen die vorräthigen Manuscripte zu senden, kann ich für den Augenblick nicht willfahren. Das Concert werde ich am Weihnachtsfeyertage erst noch einmal öffentlich spielen, bevor ich es weggebe, die beyden Quartetten mögte ich in unsern Quartettcirkeln auch erst noch einige male vortragen, auch schon deshalb, damit die Stimmen, wonach sie gestochen werden, vollkommen correkt werden2. – Am 3ten Quartett arbeite ich jetzt. – Außer den obengenannten Sachen habe ich noch eine brillante Concertar[ie,] die ich vor 2 Jahren für mein[ne] Tochter schrieb, die ich nun aber den Sängerinnen nicht länger v[or]enthalten will. Ich glaube w[enn] diese im Clavierauszuge und mit den beygelegten Orchesterstimmen gestochen würde, so m[ü]ßte sie einen guten Artikel geben, da es an Concertarien, d[ie] man nicht schon bis zum Eckel im Theater gehört hat, sehr feh[lt.] Doch würde es nöthig seyn, daß S[ie] dem italiänischen Text auch noch ein[en] deutschen beyfügen ließen. – 4tens wünschte ich auch die Ouverture aus [dem] Berggeist, die sich sehr für Concert[e] eignet, herauszugeben. – Was ich Ihnen daher zu senden hätte, wäre folgendes:
                                                Honorar
11tes Violinconcert                     150 Rth.
3 Violinquartetten                      400 Rth.
Concertarie im Clavierauszuge
und mit den Orchesterstimmen    50 Rth.
Ouverture aus dem Berggeist       50 Rth.

Ich erwarte nun Ihre Bestimmung ob ich das Vorstehende3 nach Neujahr senden soll? und wiederhole die frühere Erklärung, daß es mit der Bezahlung des Honorars Zeit hat, bis die Sachen erschienen sind.
Mit meiner Unternehmung4 geht es sehr gut. Es sind bereits auf 300 Exemplare Bestellungen eingelaufen und ich habe kaum vo[n] dem 3ten Teil der Städte Antwort. Ich kann daher ohne Risiko eine Auflage von 700 Exemplaren machen lassen und werde einen rech[t] schönen Gewinn für meine Mühe haben. Ich weiß übrigens sehr gut, daß ich diesen günstigen Erfolg persönlichen Rücksichten der Leute gegen mich, an die ich mich gewendet habe, zu danken habe und werde die Gefälligkeit dieser Leute natürlich nie wieder in Anspruch nehmen.
Herzliche Grüße von den meinigen.
Mit wahrer Freundschaft stets

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Peters
Peters, Carl Friedrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Berggeist
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 70
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 74.1
Spohr, Louis : Szene und Arie, Sopr Orch, op. 71
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826120120

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Peters an Spohr. Peters‘ Antwortbrief vom 04.12.1826 ist derzeit ebenfalls verschollen.

[1] Auf dieser, ersten Seite des Briefes befinden sich am Rand von anderer Hand noch Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „1826 / 1 Dec / 3 '' / 4 '' / Spohr“.

[2] Hier gestrichen: „sind“.

[3] Hier gestrichen: „es“.

[4] Herausgabe seines Oratoriums Die letzten Dinge im Selbstverlag.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (09.03.2017).