Johann Friedrich Hasenbalg an Louis Spohr in Kassel

Sr. Wohlgeboren
dem Herrn Capellmeister Spohr
in
Cassel.

frei.¹


Braunschweig d 9^ten Nov. 26.

Wohlgeborner,
Hochverehrter Herr Capellmeister,

Die gütige Zuschrift Ew. Wohlgeboren, das neue Oratorium „die letzten Dinge“ betreffend, hat mir eine Freude gemacht, denn schon recht begierig hatte ich die Erscheinung desselben lange Zeit, wiewohl vergeblich erwartet. Schade, daß Ew. Wohlgeb. Umstände verhindern, die Partitur davon dem Stich zu übergeben! – Ob ich nun gleich noch den Kl. Auszug desselben in der hiesigen Musikhandlung des Herrn Herrig subscribirt habe, so genügt mir derselbe doch nicht genug, und ich wende mich persönlich an Ew. Wohlgeb. Ihrem Versprechen gemäß, mit der Bitte: mir auch die Partitur desselben bald möglichst in korrekter Abschrift gütigst zukommen zu lassen. Möchte es Ihnen doch, großer Meister! gefallen, solchen Arbeiten Ihre göttl. Muse öfterer zu widmen, um dadurch auch der Kirche jenen erhabenen Sinn festzuhalten, der leider! immer mehr unkirchlicher wird. Ja Sie, nur Sie sind es, die dieser große Aufgabe einzig lösen kann! – Die Tiefe der Kunst, die Wahrheit Ihrer Töne werden einem Gotte gefallen! – Ich würde mich sehr gefreut haben, wenn Sie mir bei Ihrem Hierseyn² die Ehre Ihres Besuchs geschenkt hätten und sehr angenehm würde es mir gewesen seyn, wenn Sie bei dieser Gelegenheit meine Tochter u Schülerin mit dem P.F. hätten hören wollen! – Darf ich auf Ihre Protektion rechnen, wenn ich mit ihr einmal in Cassel ankomme? Sicher werden Sie es mir nicht abschlagen! Indem ich meine Bitte, um baldige gütige Mittheilung der Partitur nochmals wiederhole, habe ich die Ehre mit der ausgezeichnesten Hochachtung zu seyn

Ew. Wohlgeb.
ganz gehorsamster Die.³
JFrHasenbalg