Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
An
den Kurfürstl. Hof-Capellmeister
Herrn Louis Spohr
Wohlgeb.
in
Cassel.
frey.1
Erfurt d. 31ten Oct. 1826.
Wohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Capellmeister!
Große Freude hat Ihre Anzeige in Betreff der Herausgabe des Clavier auszugs Ihrer „letzten Dinge“ in unserm musikalischen Erfurt hervorgebracht vorzüglich bei dem „Erfurter Musikverein“, der Sie, hochgeehrter Mann, auch durch den Vorsteher desselben, den Herrn Ober-Regierungsrath Daniel, recht sehr bitte läßt, ihm eine Abschrift der Partitur gefälligst zukommen zu lassen. Mit vielem Vergnügen habe ich mich der leichten und angenehmen Mühe Subescribenten zu sammeln, unterzogen, u. ich beehre mich, Ihnen das Verzeichniß derselben nachstehen mitzuthielen:
Erfurt. Anzahl d. Exemplare.
Herr Anacker, Regierungs Haupt Kassen Assistent 1.
" Bach, Lehrer am Seminar 1.
" Beyer, Regierungs Referendarius 1.
" Daniel, Ober Regierungsrath, für den
Erfurter Musikverein 1.
Fischer, C., Organist 1.
" Gleitz, Musiklehrer 1.
" Happich, Seminarist 1.
" Ketschau, Organist 1.
" Kluge, Organist u. Musikalienhändler 2.
" Mensing, Dr., Oberlehrer am Gymnasium 1.
" Otto, Regierungs Secretaire 1.
" Pabst, Stadtkämmerer 1.
" Rödiger, Regierungs Haupt Cassenschreiber 1.
" Rudolph, Organist 1.
das Schullehrer Seminar, 1.
der Sollersche Musikverein zu Erfurt 1.
" Suppus, Musikalienhändler 1.
" Türpen, Regierungsrath 1.
" Wagner, Divisions Auditeur 1.
" Weingärtner, Pastor und Professor 1.
" Wipprich, Hilfslehrer am Seminar 1.
Summa 22 Ex.
Ein großer Theil vorstender Subscribenten sind Mitglieder des Erfurter Musikvereins, ich bin auch deshalb überzeugt, daß Sie den Wunsch dieses Vereins erfüllen werden. Sie würde nicht allein dadurch dem ganzen Erfurt, sondern auch namentlich menem Vater (der leider nicht selbst wegen seiner Lähmung, die sich jetzt auch auf die Hände erstreckt, schreiben kann)2 einen großen Genuß verschaffen, wenn wir durch Mittheilung der Partitur in den Stand gesetzt würden, dieses gewiß schöne Werk in seiner ganzen Größe zu hören.
Der Herr Regierungsrath Türpen (früher in Merseburg, jetzt hier) läßt sich Ihnen besonders herzlich empfehlen und sie fragen, ob Sie Sich seiner wohl noch entsinnen könnten.3
Auch mein Vater empfiehlt sich Ihnen bestens, mit der nochmaligen Bitte, die Partitur Ihres Werkes baldmöglichst zu schicken, damit er es desto eher hören und auch für sich einige Zeit durchstudiren könne.
Mit wahrer Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster Diener
CFischer.
Organist und Candidat
der Feldmeßkunst.
Autor(en): | Fischer, Carl (Erfurt) |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Anacker (Erfurt) Bach, Gottfried Ephraim Beyer, A. Daniel, Johann Christoph Fischer, Michael Gotthard Gleitz, Carl Happich (Erfurt) Ketschau, Andreas Kluge, Georg Heinrich Mensing, Wilhelm Otto, Aurin Pabst, Robert Rödiger, G. Rudolph (Erfurt) Suppus, Jakob Türpen, C. Wagner (Erfurt) Weingärtner, Johann Christoph Wipprich (Erfurt) |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Die letzten Dinge |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Erfurter Musikverein <Erfurt> Sollerscher Musikverein <Erfurt> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826103144 |
Dieser Brief ist offensichtlich die Antwort auf Spohrs Subskriptionsaufruf für den Klavierauszug seines Oratoriums Die letzten Dinge, dessen an Fischers Vater Michael Gottard Fischer gerichtetes Exemplar derzeit verschollen ist. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Fischer an Spohr, 20.11.1826.
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben ein stark verwischter Poststempel, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags der Stempel „2 NOV 18[26]“.
[2] Michael Gotthard Fischer litt seit 1814 an Gicht (vgl. Moritz Fürstenau, „Fischer, Michael Gotthard“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 80f. [Online-Version]).
[3] Vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 1, S. 73f., Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 1, Kassel und Göttingen 1860, S. 74f.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.07.2022).