Autograf: nicht ermittelt

Cassel, den ten October 1826.

Wohlgebohrener,
Hochgeehrter Herr,

Mein neues Oratorium, die letzten Dinge, nach Worten der Heiligen Schrift zusammengestellt von Rochlitz, das bei dem Niederrheinischen Musikfeste in Düsseldorf am 1sten Pfingstage dieses Jahres aufgeführt wurde, gedenke ich jetzt zum Gebrauch der Gesangvereine, für die es sich wegen seiner Einfachheit und leichten Aufführbarkeit besonders eignet, im Klavierauszuge herauszugeben und zwar auf eigene Kosten, da keiner meiner bisherigen Verlage mir ein, der Arbeit einigermaßen angemessenes Honorar dafür gezahlt hat.
Da dieses Werk dennoch in den Handel kommen wird, so muß ich den Weg der Subscription einschlagen.
Ich nehme mir daher die Freiheit, Ew. Wohlgebohren um die Gefälligkeit zu bitten, mein Vorhaben dem unter Ihrer Leitung stehenden Gesangverein gütigst bekannt zu machen um die Mitglieder desselben zur gefälligen Unterzeichnung aufzufordern. Der Preis des Exemplars wird 3 Rthlr Preußisch seyn und ist deshalb so niedrig gestellt, (fast nur auf die Hälfte des Preises anderer Klavierauszüge von dieser Stärke,) um die geehrten Mitglieder der Gesangvereine zu veranlassen, sich lieber den Klavierauszug anzuschaffen der ihnen die Übersicht des Ganzen darbiethet, als einzelne Stimmen ausschreiben zu lassen.
Sammlern von Unterschriften erbiethe ich mich, das siebente Exemplar frei zu geben.
Da mein Werk sich nicht bloß zur Übung der Vereine bey Pianoforte-Begleitung, sondern hauptsächlich zu einer starkbesetzten Ausführung mit Orchesterbegleitung eignet so erbiethe ich mich, denjenigen Vereinen, die mein Unternehmen besonders wohl wollend unterstützen werden, eine Abschrift der Partitur, lediglich gegen Erstattung der Abschreibegebühren, (die etwa zehn, höchstens zwölf Thaler betragen werden) zukommen zu lassen.
Schließlich ersuche ich Ew. Wohlgebohren, da das Werk baldmöglichst (spätestens bis Neujahr) versandt und die Namen der Unterzeichner vorgedruckt werden sollen, um baldgefällige Einsendung derselben.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn
Ew. Wohlgebohren
ergebenster Diener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Zelter, Carl Friedrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826101715

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Zelter an Spohr, 03.07.1822.
Aus Zelters Antwortbrief vom 26.12.1826 ergibt sich, dass er Empfänger des von Spohr verfassten Subskriptionsaufruf zum Oratorium Die letzten Dinge war. Spohr an Friedrich Rochlitz, 01.11.1826 legt nahe, dass Spohr in einer Nachschrift Zelter anbietet, ihm Partitur und Stimmen des Oratoriums für eine Aufführung der Berliner Singakademie zu leihen.
Offensichtlich begann Spohr am 15.10.1826 mit dem Versand der Aufrufe (vgl. Spohr an Joseph Peter Simrock, 15.10.1826 und Wilhelm Speyer, 15.10.1826); Spohr versandte mindestens bis zum 23.10.1826 (vgl. Spohr an Nikolaus Simrock, 23.10.1826). Demnach ist dieser Brief auf die zweite Hälfte Oktober 1826 zu datieren.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.02.2020).