Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Markus Frei-Hauenschild, Friedrich Ernst Fesca (1789-1826). Studien zu Biographie und Streichquartettschaffen, Göttingen 1998, S. 119f. (teilweise)
Carlsruhe den 30 August
1826
Wohlgeborener Herr
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister
Es könnte wohl keine angenehmere Veranlassung geben mich in Ihr mir sehr schätzbares Andenken zurückzurufen, als indem ich Ihnen recht herzlich danke für die gütigen Äußerungen hinsichtlich der unglücklichen Familie des zu früh verstorbenen Fesca. Frau von Malsburg hat mir die selben mitgetheilt, so wie Ihren freundschaftlichen Rath wie am leichtesten der Zweck zu erreichen sey. Ich würde diese Winke schon früher benutzt haben wenn ich nicht erst kürzlich von einem langen Badeaufenthalt in Ems und einer kleinen Reise aus Vadous zurückgekehrt wäre. Ich schreibe heute an den Generaldirector Feige und biete ihm eine der Partituren des verstorbenen Fesca an, lasse auch zu gleich den Wunsch einfließen daß S.K.H. der Churfürst der edle Beschützer der Kunst den armen Kindern eine Benefiz-Vorstellung bewilligen möge. –
Sie lieber Herr Kapellmeister, bitten, daß Sie diesen Antrag unterstützen wollen wäre eine Ungerechtigkeit. Ihr nobles Herz und Ihre Liebe zur Kunst haben Sie ja schon längst zu Allem bestimmt was zur Anerkennung der musicalischen Verdienste Fesca’s und zur Linderung des Elends seiner zurückgebliebenen Familie führen kann. Lassen Sie mich Ihnen lieber Nahmens der letztern für Ihre schon ausgesprochene Bereitwilligkeit recht herzlich danken.
Ich schreibe einige Zeilen an Wild, der vor mehreren Jahren uns hier in der Cantemire entzückte.1 Vielleicht kann er dazu beitragen, daß die Oper auf die Bühne gebracht wird.2 An seinem guten Willen zweifle ich nicht, da er die Parthie mit Liebe sang und auch vor langer zeit her immer sehr freundliche und gefällig gegen mich war.
Würden Sie, lieber Kapellmeister mit allem3 Nachdruck den Ihr großes Talent und Ihre Stellung Ihnen geben müßen4 und genehmigen Sie die Versicherung des innigsten Danks so wie der ausgezeichneten Hochachtung womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Wohlgeboren
gehorsamer Diener
WEnde
Oberceremonienmeister
Autor(en): | Ende, Wilhelm von |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Feige, Karl Fesca, Friedrich Ernst Malsburg, Caroline von der Wild, Franz Wilhelm II. Hessen-Kassel, Kurfürst |
Erwähnte Kompositionen: | Fesca, Friedrich Ernst : Cantemire |
Erwähnte Orte: | Ems Karlsruhe Vaduz |
Erwähnte Institutionen: | Hoftheater <Karlsruhe> Hoftheater <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826083046 |
[1] Vgl. „Karlsruhe, im April 1820“, in: Abend-Zeitung <Dresden> 19.05.1820, nicht paginiert; „Mancherley“, in: Sammler 12 (1820), S. 490.
[2] Spohr erklärte zur Inszenierung im Folgejahr: „Feska’s Cantemire wurde auch ausgezeichnet gut gegeben und hat sehr gefallen.“ Eine Spohr gegenüber durchgehend feindselige Zeitschrift hielt fest: „Die Oper Cantemire von Fesco [sic!] will noch immer nicht ansprechen. Man findet die Musik – der neuen Schule gemäß – unmelodisch, verkünstelt und kalt. Die Ultras allein verteidigen sie.“ („Cassel 21 August 1827“, in: Allgemeine Musikzeitung zur Beförderung der theoretischen und praktischen Tonkunst 1 (1827), Sp. 148ff., hier Sp. 149).
[3] Hier am Zeilenende gestrichen: „Nach“.
[4] Satzbau so in der Vorlage!
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.02.2023).