Autograf: nicht ermittelt
Abschrift: Universitätsbibliothek Leipzig (D-LEu), Sign. Slg. Kestner/I/C/II/410/Nr. 1

Cassel den 17 Aug. 18261

Wohlgeborner
Hochgeehrter Herr Secretair

Beiliegend habe ich die Ehre Ihnen die gewünschte Quittung zu übersenden.2 Der Schluß Ihres Briefes veranlaßt mich, Ihre Intendanz auf Dem. Schopf, die jezt erste Sängerin in Magdeburg ist, sich aber dort wegsehnt, aufmerksam zu machen. Sie war ein Jahr bei uns und hat in der Zeit bedeutende Forschritte gemacht und würde bei ihren Anlagen und ihrer schönen Gestalt bald bald ein sehr ausgezeichnetes Mitglied unserer Oper geworden sein, wenn nicht die Mutter, durch einen Streit mit einer andern Sängerin veranlaßt, die Thorheit begangen hätte, uns aufzukündigen, was sie zwar bald wieder bereute, was aber dann nicht mehr zu redreßiren war.3 Nun ist das arme Mädchen bei einem Winkellehrer(?), wo sie nicht lernen kann; deßhalb wünsche ich, daß sie zu einem guten Thater kommen möge, selbst bei weniger Gehalt, als sie dort hat, weil ich die Uberzeugung habe, daß sie bei guter Leitung vorzügliches leisten werde.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ew. Wohlgeb.
ergebener Diener
L. Spohr4

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Cleeves, August
Erwähnte Personen: Schopf, Amalie
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Erwähnte Orte: Hannover
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Hannover>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826081715

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Cleeves an Spohr.

[1] Über dem Datum die Anmerkungen des Schreibers: „NS das Original dem Pianisten u. Componisten Hermann Scholz zu Dresden gegeben.” und „Abschrift.

[2] Vermutlich für das Aufführungshonorar von Faust (vgl. Spohr an Wilhelm Speyer, 06.07.1826).

[3] Diese Darstellung geht über die bei Lebe aus den Akten hergeleitete Fassung hinaus: „Nachdem eine Reihe von Sopranistinnen am Hoftheater gastiert hatten, band Feige 1824 die junge Prager Sängerin Amalie Schopf, die als Pamina und Donna Anna durch ,ihr angenehmes Äußere und ihre jugendlich kraftvolle Stimme' gefallen hatte. Sie löste jedoch schon 1825 ihr Engagement und wurde, als sie es kurze Zeit später erneuern wollte, vom Kurfürsten abgewiesen.” (Reinhard Lebe, Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs (= Kasseler Quellen und Studien 2), Kassel 1964, S. 107 und S. 267, Anm. 489, basierend auf Hessisches Staatsarchiv Marburg (D-MGs), Sign. 300 11/A6, Nr. 1 (20.7.1825)).

[4] Hier Anmerkung des Schreibers: „Herrn Cleeves, Secretair des Hothater-Comitees zu Hannover”.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (31.10.2016).