Autograf: Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf (D-DÜhh), Sign. HHI.AUT.2002.5009.3
Druck: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 11./12. Juli 2002 (= Stargardt Katalog 676), Berlin 2002, S. 458 (teilweise)
Inhaltsangabe 1: Bulletin d’Autographes à Prix Marqués 64 (1911) Nr. 413 (= Katalog Charavay), S. 34
Inhaltsangabe 2: Ebd. 67 (1912) Nr. 428, S. 31

Sr. Wohlgeboren
Dem Herrn Hofrath Rochlitz
in
Leipzig.

franco.0a


Cassel am 9ten Juli 26.

Verehrter Freund,

So eben erhalte ich von Nordhausen die höchst unangenehme Nachricht0b, daß aus der dießjährigen großen Musikaufführung, auf die0c ich mich so sehr, unsers Zusammenseyns wegen, gefreut hatte, nichts werden wird. Es findet sich niemand, der das Risiko als Unternehmung wagen will. Nordhausen soll nämlich seit den nidrigen Kornpreisen, durch auswärtige Concurrenz im Branntweinbrennen, so an Wohlstand verlohren haben, daß man nicht hofft, die Kosten des Concerts einzunehmen. Da nun erst beym vorhährigen Musikfeste zu Magdeburg 800 Rthlr. deficit war, welches zwar der dortige Magistrat aus der Stadtkasse zu bezahlen übernommen hat, weil man das Fest als ein dem anwesenden Könige0d zu Ehren gegebens betrachtete, so haben die Nordhäuser Kunstfreunde, die Anfangs sich bereit erklärt hatten, das Risiko zu tragen, sich doch nun zurückgezogen und so ist das diesjährige Fest auf nächstes Jahr verschoben.
Da ich mich so sehr darauf gefreut hatte, daß mein Werk von Ihnen gehört und beurtheilt werden sollte, so wünschte ich sehr, daß nun0e recht bald eine Aufführung in Leipzig davon zu Stande kommen mögte. Ich würde die Partitur, so wie sämtliche ausgeschriebene Stimmen recht gern unentgeltlich dazu herleihen. Zu welchem Zweck und in welchem Lokal eine solche Aufführung stattfinden könnte, weiß ich zwar nicht, eben so wenig, wer wohl in Leipzig der Unternehmer seyn könnte; es müßte aber auf eine Weise geschehen, daß nicht blos der Thomaschor und das gewöhnliche Concertorchester, sondern auch der Gesangverein, so wie alle Dilettanten zur Verstärkung der Saiteninstrumente daran Theil nehmen mögten.
Sollte Ihnen irgend eine Veranlassung zu einem solchen Unternehmen einfallen und Sie wollten meinen, hier ausgesporchene[en W]unsch0f so wie mein Anerbiethen weiter m[elde]n so würde mir dieß sehr angenehm seyn. Ich würde dann auch, wenn nicht unübersteigliche Hinderniße in den Weg treteh, auf einige Tage nach Leipzig kommen um0g das Werk selbst zu dirigiren.
Von der Aufführung in Düsseldorf ist bis jezt so viel ich weiß0h nur im Rheinisch Westphälischen Anzeiger eine Beurtheilung erschienen, die ich zwar selbst nicht gelesen habe0i, die aber, wie ich höre, äußerst günstig vom Werke urtheilen soll.1
Mit innigster Hochachtung und Freundschaft ganz der Ihrige

Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Rochlitz, Friedrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Düsseldorf
Leipzig
Magdeburg
Nordhausen
Erwähnte Institutionen: Elbe-Musikfeste <wechselnde Orte>
Gewandhaus <Leipzig>
Niederrheinische Musikfeste <verschiedene Orte>
Thomanerchor <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826070906

Spohr



Der letzte belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Rochlitz, 25.05.1826. Rochlitz beantwortete diesen Brief am 21.07.1826.
 
[0a] [Ergänzung 01.02.2023:] Auf dem Adressbefindet sich rechts oben der Poststempel „CASSEL / 10JULY1826“.
 
[0b] [Ergänzung 01.02.2023:] Dieser Brief, vermutlich von Karl Wilhelm Seiffart, ist derzeit verschollen.
 
[0c] [Ergänzung 01.02.2023:] „die“ über der Zeile eingefügt.
 
[0d] [Ergänzung 01.02.2023:] Vgl. „Musikfest in Magdeburg“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 27 (1825). Sp. 661-666, hier Sp. 664.
 
[0e] [Ergänzung 01.02.2023:] „nun“ über der Zeile eingefügt.
 
[0f] [Ergänzung 01.02.2023:] Textverlust durch Siegelausriss.
 
[0g] [Ergänzung 01.02.2023:] „um“ aus „und“ korrigiert.
 
[0h] [Ergänzung 01.02.2023:] „so viel ich weiß“ über der Zeile eingefügt.
 
[0i] [Ergänzung 01.02.2023:] „habe“ über der Zeile eingefügt.
 
[1] [Ergänzung 01.02.2023: Noch nicht ermittelt.] Am 05.07.1826 war erschienen: „Das Niederrheinische Musikfest, Pfingsten 1826”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 28 (1826), Sp. 440ff. Deutlich nach diesem Brief folgten: D., „Großes niederrheinisches Musikfest. Gefeiert in Düsseldorf den 14. und 15. Mai 1828”, in: Berliner allgemeine musikalische Zeitung 3 (1826), S. 222-225, hier S. 223f.; [Friedrich] Deycks, „Das grosse Niederrheinische Musikfest 1826, in Düsseldorf”, in: Caecilia 5 (1826), S. 61-76, hier S. 63-72; [Friedrich] D[eyck]s, „Nachtrag über Spohrs Oratorium Die letzten Dinge”, in: ebd., S. 169-172; „Aus Düsseldorf, im Mai”, in: Zeitung für die elegante Welt 26 (1826), Sp. 1239f., hier Sp. 1239; „Großes Musikfest in Düsseldorf. Im Juni 1826”, in: Didaskalia 21.-25.07.1826, hier 22.07.1826, nicht paginiert und 23.07.1826, nicht paginiert.
 
Zunächst nach dem Druck ediert: Karl Traugott Goldbach (12.09.2016). Nach dem Autograf neu kollationiert und im Kommentar ergänzt: Karl Traugott Goldbach (01.02.2023).