Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hamburg, am 23sten März, 1826.

Hochgeschätzter Herr Kapellmeister!

Sie müssen es meiner innigsten Theilnahme zu Gute halten, wenn ich Ihnen wieder einmal mit einem Briefe beschwerlich falle, und Sie hierdurch ersuche, mir über folgende Nachricht, welche ich vor einigen Tagen schriftlich erhielt, Gewißheit zu geben: „Nachrichten aus Cassel“ zufolge ist Spohr mit einem Gehalt von 9000 Rth. an Spontini's Stelle in „Berlin engagirt“. Wahrlich, lieber Herr Kapellmeister, ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie sehnlich ich der Bestätigung entgegen sehe, denn nicht die (gewiß in mehrfacher Hinsicht bedeutende) Verbesserung und Erweiterung Ihres Wirkungskreises ist es allein, was mich erfreut, sondern auch die (zwar eigennützige) Aussicht, Sie dann vielleicht einmal wieder besuchen zu können, da Sie doch Hamburg mehrere Meilen näher kommen, und die Reise von hier nach Berlin jetzt aber so angenehm als schnell sich machen läßt. – Nun erlauben Sie, lieber Herr Kapellmeister, mir noch eine Anfrage und Bitte, deren Veranlassung mit ein am 11ten d. M. von mir gegebenes Conzert ist, welches überaus zahlreich besucht war und wobey ich mich überhaupt durch eine eben so allgemeine als bereitwillige Theilnahme unterstützt sah. (Den Inhaltszettel1 lege ich hier mit bey.) Da mir nun nachdem von unseren Bekannten sehr gerathen wurde, meine Arbeiten auch in andern Orten durch Aufführungen bekannt zu machen, so ersuche ich Sie deshalb hierdurch freundschaftlich um Mittheilung Ihrer aufrichtigen Meinung, ob Sie eine Reise nach Cassel oder Berlin zu diesem Zweck für dienlich halten, (sollten übrigens auch nur die Reisekosten gedeckt seyn,) und würde ich bey diesem Unternehmen auf Ihre gütige Unterstützung oder Theilnahme rechnen dürfen? Ueberaus werden Sie, lieber Herr Kapellmeister, mich durch gelegentliche gütige Beantwortung dieser Anfrage verpflichten, besonders aber auch, wenn Sie zugleich die Güte hätten, mir einige Nachrichten von Ihrer lieben Familie, Ihren Compositionen, dem Musikwesen in Cassel pp. zukommen zu lassen. – Herr Beils, Tenorist am hiesigen Stadttheater, wünscht zu erfahren, ob und wann er diesen Sommer in Cassel Gastrollen geben könnte? –
Um viele herzliche Grüße an Ihre ganze liebe Familie bittet

Ihr
aufrichtiger Freund
J. F. Schwencke

Autor(en): Schwencke, Johann Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Beils, Carl
Spontini, Gaspare
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Königliche Schauspiele <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826032343

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schwencke an Spohr, 14.05.1825. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schwencke an Spohr, 05.11.1833.

[1] In dem Konvolut der Briefe Schwenckes an Spohr in der Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl) findet sich dieser Zettel nicht.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (20.09.2018).