Autograf: New England Conservatory Boston (US-Bc), Sign. Preston Scrapbook [pdf-Dokument S. 43ff.]

Cassel den 23sten Februar
26.
 
Geehrtes Comité,
 
Ich beeile mich nun, nach Empfang Ihres geehrten vom 17ten dieses, Ihnen beykommend einen Clavierauszug des Oratoriums zu übersenden, in welchem, bis auf die Eingangsouverture und eine große Zwischen-Sinfonie, die die beyden Theile von einander scheidet, alles vollständig enthalten ist und aus welchem Sie nun so wohl die Chor- wie die Sologesang-Stimmen sogleich können ausschreiben lassen. Diese Gesangstimmen können von Ihren Vereinen in der Folge zu Privatübungen fortwährend benutzt werden, da ich mein Werk im Herbst im Clavierauszuge erausgeben werde. Die Partitur und sämtliche Orchesterstimmen, die zu Ihrer Aufführung nöthig seyn werden, kann ich Ihnen aber erst später übersenden, da noch einiges in der Partitur zu instrumentieren ist und dann erst die Orchesterstimmen ausgeschrieben werden müssen. Spätestens bis Ende Merz sollen Sie sie aber erhalten. Da die Orchesterparthie, die beyden Sinfonien allenfals abgerechnet, keiner besonderen Vorübung bedarf, so kommen sie dann noch früh genug. Auch die Gesangparthie ist nicht schwer, wie Sie finden werden und ich zweifle daher keinen Augenblick, daß noch alles recht genau eingeübt werden könne. Die Herren Direktoren der verschiedenen Gesangvereine ersuche ich ergebenst, auf die Nüancen von p. und f. eine besondere Sorgfalt zu verwenden, weil von deren Beobachtung bey dieser Musik der Effekt hauptsächlich abhängt. Auch die vier Solosänger bitte ich, sich in den Ensemblestücken genau an die vorgeschriebenen Nüancen von Stärke und Schwäche zu binden. Die Tempi habe ich nach Mälzl‛s Metronom bezeichnet, damit sie gleich richtig eingeübt werden.
Da Herr Ries es wünscht, so werde ich die Direction meines Oratoriums übernehmen. Dieß soll mich nicht hindern, im Fall dem Comité ein Gefallen geschieht, am 2ten Tage ein Violinconcert vorzutragen, da ich an diesem Tage ja unbeschäftigt seyn werde.
Ich ersuche schlüßlich ein geehrtes Comité mich bald wissen zu lassen, wie stark die Besetzung der Orchesterparthie seyn werde, um die nöthigen Doublierungen der Saiteninstrumente besetzen lassen zu können.
Mit vorzüglicher Hochachtung
 
eines geehrten Comités
ergebener Diener
Louis Spohr.
 
NS. Ich bitte um gütige Weiterbeförderung des einliegenden Briefs.1

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Niederrheinische Musikfeste
Erwähnte Personen: Ries, Ferdinand
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Düsseldorf
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1826022315

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief des Komitees der Niederrheinischen Musikfeste an Spohr, 17.02.1826. Auf der Rückseite des Briefs befindet sich der Entwurf zum Antwortbrief G. Werner an Spohr, 08.03.1826.
 
[1] Noch nicht ermittelt.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.01.2016).