Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,235

Herrn Kapellmeister L. Spohr
Wohlgeb.
Cassel
in Hessen.
 
 
Offenbach am 19 Octob 1825.
 
Theuerster Freund!
 
Nach Erhalt Ihres Briefes vom 11ten ds schrieb ich sogleich an Frau Elmenreich und Hr. Schmidt. – Erstere antwortete mir, daß Sie die Oper1 für Zulehner in Mainz übersetzt habe, und er allein das Eigenthumsrecht habe; sie habe ihm jedoch sogleich geschrieben und wolle mir das Werk überschicken. – Hr. Schmidt, welchen ich gestern zufällig sah, sagte mir, daß er Guhr um die Erlaubniß zum Abschreiben2 anging, derselbe es untersagte, vorgeblich, weil das Cassler Theater, ihm die Mittheilung der Iphigenie verweigert hätte. – Hr. Schmidt will die Partitur von Darmstadt kommen lassen und ich bitte Sie, mir umgehend zu sagen, ob ich dieses verlangen soll. – Gestern im Theater traf ich plötzlich auf H. Schöne, welcher mit Cassel sehr unzufrieden ist. – Auf seine verworrenen Klagen und Beschuldigungen konnte ich ihm nichts antworten als: audiatur et altera pars.3 – Ist denn Ihr neues Quintett noch nicht fertig? Senden Sie mir es doch [???]. – Der Clavierauszug vom Berggeist bleibt lange aus. Ist er vielleicht noch nicht fertig?
Da ich ins Rheingau will, so habe ich noch vieles zu besorgen, u. muß daher schließen. Mit unveränderter Freundschaft
 
Stets der Ihrige
WmSp.



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 11.10.1825. Spohr beantwortete diesen Brief am 22.10.1825.
 
[1] Le concert de cour von Daniel-François-Esprit Auber (vgl. Vorbrief).
 
[2] Joconde von Nicolas Isouard (vgl. Vorbrief).
 
[3] lat.: gehört werde auch der andere Teil.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.02.2016).