Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Ulrich Konrad, „Quellen zur Musikgeschichte Göttingens im 19. Jahrhundert. Die Briefe Johann August Günther Heinroths an Johann Friedrich Naue, Robert Schumann und Louis Spohr“, in: Göttinger Jahrbuch 35 (1987), S. 215-242, hier S. 236f.

Sr. Wohlgeboren
Dem Herrn Capellmeister Spohr
in
Cassel.

Frei.1


Verehrtester Freund,

Seit vorgestern bin ich glücklich von meiner Reise wieder zurückgekehrt, und habe die Meinigen gesund vorgefunden; mögen Sie mit den lieben Ihrigen ebenso glücklich in Kassel angekommen seyn!
Es wird nun Zeit, daß ich an meine Winterconzerte denke, der Himmel mag geben, daß diese für mich ergiebiger sind, als die Sommerconzerte, sonst muß ich meine Familie mit bloßen Kartoffeln füttern oder davon laufen. haben Sie daher die Güte durch die Einrichtung Ihrer Opern dazu beizutragen, daß wenigstens mein erstes Winterconzert, welches ich Mittwochs den 2t Novbr zu geben wünsche, glänzend ausfallen möge. An Herr Wild bitte ich inliegenden Brief besorgen zu lassen, worin ich ihn nochmals an sein gegebenes Versprechen erinnere. Da nun in dem Wagen mehr als eine Person sitzen kann, so muntern Sie doch gefälligst noch einige dortige Künstler auf, mit hierher zu fahren, um mein Conzert zuverschönern. Recht angenehm würde mir es seyn, wenn Eine Ihrer beliebten Sängerinnen mitkäme und eine hübsche Arie vortrüge. Recht gern bin ich zu Gegendiensten bereit. Nun, ich lege die ganze Sache in Ihre Hände, und habe dabei das Zutrauen zu Ihrer Freundschaft, daß Sie für mein Bestes sorgen und wirken werden.
Dürfte ich bitten, mir doch sobald als möglich anzuzeigen, ob der vorgeschlagene Tag passend ist, und wen ich sonst noch von den dortigen Künstlern oder Künstlerinnen zu erwarten habe, damit ich meine Einrichtung darnach treffen kann.
Beym Schluss dieses Briefs läßt mir unser guter Jacobi die traurige Nachricht sagen, daß seine Frau gestorben sei. Sie starb im Wochenbette. Möge doch der Himmel geben, daß dieser harte Verlust nicht nachtheilig auf die Gesundheit dieses braven Mannes wirke, der so thätig zu Veredlung der Music das Seinige beiträgt.
Unter vielen herzlichen Grüßen an die lieben Ihrigen von den Meinigen bin ich mit unveränderter Liebe und Freundschaft

Ihr
treu ergebener
Heinroth

Göttingen d 10t Octbr 1825.

Autor(en): Heinroth, Johann August Günther
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Jacobi (Ehefrau von Heinrich Wilhelm Jacobi)
Jacobi, Heinrich Wilhelm
Wild, Franz
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825101044

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Heinroth an Spohr, 24.03.1825. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Heinroth an Spohr, 24.10.1826, aus dem folgt, dass Heinroth zu den Empfängern des Subskriptionsaufrufs für Spohrs Oratorium Die letzten Dinge gehörte, dessen an Heinroth gerichtetes Exemplar derzeit verschollen ist.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich oben in der Mitte der Poststempel „GÖTTINGEN / 12OCT“, links neben dem Adressfeld der Stempel „13OCT[???]“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.08.2021).