Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,232

Herrn Kapellmeister Louis Spohr
Wohlgeb
Cassel
in Hessen.


Offenbach am 6 July 1825.

Theuerster Freund!

Vielen Dank für Ihren lieben Brief vom 3 ds. – So sehr ich mich freue, Jessonda in Petersburg und Copenhagen zu wissen, so muß ich doch bei solchen Anlässen an Cöln denken und – schaudern. Vor einigen Tagen war Wild bei mir. Er sang den ganzen Abend und ich hatte nun Gelegenheit mich zu überzeugen, daß das Gerücht von dem Abnehmen seiner Stimme gänzlich unbegründet ist. Seine Stimme ist stark und tönend und sein Vortrag läßt besonders im Portamento und Cantablen nichts zu wünschen übrig; weniger vollkommen gelingen ihm die italiänischen Brodarien. Für die Tenorparthien in Ihren Opern ist er wie geschaffen. Er läßt Sie daher bitten (und wird deshalb an Ihnen schreiben) zu seinem ersten Auftreten nicht die Libussa zu wählen, womöglich Otello. Ob und wie er diesen Wunsch erlangt auch wie er gefallen, bitte ich mir, gef.1 sogleich anzuzeigen. – Vauchel hat 2 Geigen von sehr schöner Arbeit und vortrefflichem Ton hieher gebracht die eine nach Stradivarius die andere nach Jos. Guaneri gearbeitet. Die erstere habe ich gekauft, die 2te der junge d’Orville. Da ich nun meine Andrea Guarnieri abgeben will, so bitte ich Sie es mir zu melden, wenn Sie dort einen Liebhaber wissen. – Die herzlichsten Grüße von den Meinigen.

Ihr treuer Fr
WmSp.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Orville, (jung)
Vauchel, Jean
Wild, Franz
Erwähnte Kompositionen: Kreutzer, Conradin : Libussa
Rossini, Gioachino : Otello
Spohr, Louis : Jessonda
Erwähnte Orte: Köln
Kopenhagen
Offenbach
St. Petersburg
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kopenhagen>
Hoftheater <St. Petersburg>
Theater <Köln>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825070632

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 03.07.1825. Spohr beantwortete diesen Brief am 03.08.1825.

[1] Vgl Speyer an Spohr, 12.05.1825.

[2] gefälligst.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.02.2016).