Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C.F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 162f.

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn C.F. Peters
Bureau de Musique
Leipzig.

franco.1


Cassel den 3ten
Juli 25.

Geehrter Freund,

Vorgestern bin ich nach einer dreiwöchigen Abwesenheit von einer Rheinreise2 die ich in Gesellschaft meiner ganzen Familie gemacht habe, erst wieder zurückgekehrt. Unter vielen andern Briefen, die ich vorfand, war auch der Ihrige, der seit dem 16ten Juni hier gelegen hat. Die Bestellung für Petersburg werde ich nun in der bestimmten Frist nicht liefern können; es sey denn, daß sie, was mir sehr lieb wäre, die Orchesterstimmen von Jessonda dort könnten schreiben lassen. Die Partitur habe ich natürlich gleich in Arbeit gegeben und werde sie Ihnen so wie Buch und Beschreibung der Costüm[e] Ende dieses Monaths zusenden könne[n.] Wenn Sie nun während dieser Zei[t] auch die Orchesterstimmen in Leipzig könnten abgeschrieben bekommen, so würde das Ganze doch noch, 6 Wochen nach der Bestellung, abgeschickt werden können. Die 3 guten Abschrei[ber], d[ie] wir hier haben, sind jetzt mit Copieen meiner Partituren (davon wieder mehrere von Faust und Jessonda, bestellt sind) so beschäftigt, daß ich ihnen kaum ande[re] Arbeit mehr aufgeben kann. Herr Hofrath Küstner3 wird Ihnen gern d[ie] Orchesterstimmen zum Copieren verabfolgen lassen. Warscheinlich wird m[an] die Saiteninstrumente nur einfach verlangt haben; wenigstens haben Sie in Ihrer Bestellung keine Duplikate erwähnt.
Kind, den ich in Godesberg besucht habe, sagte mir, daß Sie ihm Hoffnung zu einem Besuch diesen Sommer gemacht hätten. Ist dieß aber der Fall, so werden Sie doch wohl über Cassel reisen [und] einige Tage bey uns verwei[len] hoffe ich! – Im September [reise] ich zur Direktion des Berggeist gewiß nach Leipzig4 und gedenke dann auch Concert zu geben, wozu ich mir jetzt eine neues Violin-Concert schreiben werde. Meine Tochter Emilie5 soll dann dort als Sängerin auftreten.
In der Erwartung Sie vieleicht noch vor dieser Zeit hier zu sehen mit herzlicher Freundschaft stets

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Peters
Peters, Carl Friedrich
Erwähnte Personen: Kind, Friedrich
Küstner, Karl Theodor von
Zahn, Emilie
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Berggeist
Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Jessonda
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 70
Erwähnte Orte: Godesberg
Leipzig
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <St. Petersburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825070320

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Peters an Spohr, 11.06.1825. Der Postweg dieses Briefs überschnitt sich mit Peters an Spohr, 02.07.1825. Der Antwortbrief des Verlags vom 08.07.1825 ist derzeit verschollen.

[1] Auf dem Umschlag des Briefes befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „1825 / 3 July / 7 '' / 8 '' / Cassel / Spohr“.

[2] Vgl. Spohr an Wilhelm Speyer, 10.06.1825.

[3] Intendant des Leipziger Stadttheaters.

[4] Die Leipziger Erstaufführung von Spohrs Oper Der Berggeist fand am 16.11.1825 statt.

[5] Emilie Spohr, später verheiratete Zahn.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (01.03.2017).